T-Systems soll für Großaufträge des Wolfsburger Autobauers neuen Sponsorenvertrag für VfL Wolfsburg zugesagt haben

Wolfsburg. Ein neuer Korruptionsfall beschäftigt Volkswagen und die Telekom. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt wegen des Verdachts der Bestechlichkeit und Bestechung gegen zwei VW-Mitarbeiter, zwei ehemalige Beschäftigte der Telekom-Tochter T-Systems und einen Berater. T-Systems soll für Großaufträge von Volkswagen die Verlängerung eines Sponsorenvertrags mit dem VW-Bundesligaklub VfL Wolfsburg versprochen haben, wie eine Sprecherin der Ermittlungsbehörde sagte und damit einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung" bestätigte.

Die Staatsanwaltschaft ließ im Zuge der Ermittlungen acht Büros in den Regionen Stuttgart, Braunschweig, Frankfurt am Main und Berlin durchsuchen. Der Sponsorenvertrag mit dem Fußballbundesligisten VfL Wolfsburg, dessen Verlängerung die T-System-Mitarbeiter und der Berater offenbar angeboten hätten, habe ein Volumen von mehreren Millionen Euro, sagte Staatsanwältin Claudia Krauth.

Die beiden VW-Mitarbeiter stünden im Verdacht, als Gegenleistung für die Erneuerung des Sponsorenvertrags Aufträge von VW an T-Systems im Volumen von 100 Millionen Euro zugesichert zu haben, so Krauth. Zudem hätten beide Seiten eine für T-Systems günstige Veränderung eines bereits mit VW bestehenden Vertrags vereinbart.

VW und T-Systems haben extrem enge Geschäftsbeziehungen: Als VW 2005 tief in der Krise steckte, hatte T-Systems die 5500 Mitarbeiter umfassende IT-Sparte von VW gekauft. Zu einer tatsächlichen Verlängerung des Sponsorenvertrags, der im Sommer 2010 auslief, kam es laut Staatsanwältin allerdings nicht.

Als Bestechung im geschäftlichen Verkehr werde aber bereits das Anbieten oder Versprechen eines Vorteils bestraft. Beide Seiten hätten zudem noch versucht, als Ausgleich für den nicht verlängerten Sponsorenvertrag einen Ankauf von größeren Ticket-Kontingenten des VfL Wolfsburg durch T-Systems zu organisieren.

Die Unternehmen reagierten unterschiedlich auf die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Ein VW-Sprecher betonte, den bisherigen Erkenntnissen zufolge hätten sich "weder einzelne Mitarbeiter noch das Unternehmen bereichert". Weitere Auskünfte lehnte er wegen der Ermittlungen ab. Demgegenüber bestätigte Telekom-Sprecher Mark Nierwetberg die Vorgänge.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft und der Telekom übergab das Bonner Unternehmen der Behörde Unterlagen über den Vorgang und brachte so die Ermittlungen ins Rollen. Zuvor habe es im Herbst 2010 personelle Veränderungen bei der Telekom-IT-Sparte T-Systems gegeben.

T-Systems hatte sich 2010 von Vertriebschef Joachim Langmack getrennt. Damals erklärte das Unternehmen, in Langmacks Geschäftsbereich "soll es im Zusammenhang mit einem geplanten Sponsoringengagement zu Verstößen gegen Compliance-Regeln der Telekom gekommen" sein. Die beiden beschuldigten VW-Mitarbeiter sind dagegen weiter für den Autokonzern tätig. "Es gibt auch überhaupt keine Anhaltspunkte für ein Fehlverhalten beim VfL Wolfsburg", sagte ein VW-Sprecher. "Es handelt sich vielmehr um einen komplizierten Fall der Auslegung von Verträgen", fügte er hinzu. VW ist Hauptsponsor des VfL Wolfsburg.