SPD bringt Steinbrück als Trichet-Nachfolger bei der Zentralbank ins Spiel - doch der lehnt ab

Berlin. Der Rückzug von Bundesbank-Präsident Axel Weber hat eine Personaldebatte in der deutschen Finanzwelt ausgelöst. Nach Webers Verzicht auf eine Kandidatur um die EZB-Präsidentschaft brachte SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier am Sonnabend zunächst den ehemaligen Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) ins Spiel. Der lehnte aber einen Tag später ab und zeigte sich wenig erfreut über die Vorgehensweise des Parteikollegen.

Weber äußerte sich erstmals ausführlich zu den Hintergründen seines Rückzugs. Er begründete seinen Verzicht auf die Kandidatur für den Chefposten bei der Europäischen Zentralbank (EZB) mit fehlendem Rückhalt. Seine "klaren Positionen" bei wichtigen Entscheidungen seien "für die Akzeptanz meiner Person bei einigen Regierungen nicht immer förderlich gewesen", sagte Weber dem "Spiegel". Der 53-Jährige hatte dem Ankauf von Anleihen angeschlagener Euro-Staaten durch die EZB stets skeptisch gegenübergestanden. Der Deutsche galt lange Zeit als heißer Kandidat für den Chefposten bei der EZB. Wenn der EZB-Präsident "jedoch zu wichtigen Fragen eine Minderheitsmeinung vertritt, leidet die Glaubwürdigkeit dieses Amts", sagte Weber dem Magazin. Er habe bereits im Herbst der Bundesregierung signalisiert, dass für ihn "mehrere berufliche Optionen" bestünden. Seit Januar sei dann sein "Entschluss gereift", auf die Kandidatur zu verzichten.

Weber hatte immer als Vertreter eines harten geldpolitischen Kurses gegolten - eine Position, die auch die Bundesregierung auf europäischer Ebene vertritt. Damit stand Weber wiederholt im Gegensatz zum derzeitigen EZB-Chef Jean-Claude Trichet, dessen Amtszeit im Oktober ausläuft. Webers Entscheidung hat laut "Welt am Sonntag" auch mit mangelnder Akzeptanz im 21-köpfigen EZB-Rat zu tun, in dem er als "nicht mehr konsensfähig" gelte.

SPD-Fraktionschef Steinmeier brachte bei "Spiegel Online" Ex-Finanzminister Steinbrück als Kandidaten für den europäischen Spitzenjob ins Spiel: "Wer ernsthaft an einer deutschen Kandidatur für den EZB-Präsidenten festhalten will, wird an einer international so ausgewiesenen Figur in der Finanzpolitik wie Steinbrück kaum vorbeikommen." Doch der vorgeschlagene Parteikollege winkte schon einen Tag später ab und zeigte sich verärgert darüber, wie sein Name in die Debatte gebracht wurde. "Ich stehe für diesen Posten nicht zur Verfügung", sagte Steinbrück der "Süddeutschen Zeitung". Denn er halte es für falsch, wenn ein einst aktiver Finanzminister in eine Kontrollinstanz wie die EZB wechsele. Auch vertrete er in inhaltlichen Fragen ähnliche Positionen wie Bundesbankpräsident Weber. "Damit wäre auch ich automatisch in einer Minderheit."

Weber ließ seine eigene Zukunft weitgehend offen. Nach seinem Ausscheiden werde er sich eine Karenzzeit gönnen. Zudem lebe seine Professur an der Universität Köln wieder auf, wo er nur beurlaubt gewesen sei. Weber erklärte aber auch die Modalitäten bei einem Wechsel in die Finanzbranche. "Sollte ich zu einem Finanzinstitut gehen, entscheiden meine Kollegen im Bundesbank-Vorstand, wie lange der Abstand zu meinem Amt sein muss - üblich ist ein halbes Jahr." Er gilt als möglicher Nachfolger von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann.

Als aussichtsreicher Kandidat für das Amt des Bundesbankchefs ab Mai gilt Angela Merkels Chef-Wirtschaftsberater Jens Weidmann. "Herr Weidmann ist ein hervorragender Ökonom", sagte Weber. Er habe in jungen Jahren sehr viel Erfahrung gesammelt und sei ein "absoluter Profi".