Union Investment investierte zuletzt 400 Millionen Euro in der Hansestadt. Leerstand geringer als andernorts

Hamburg. An Geld fehlt es Reinhard Kutscher nicht. Die deutschen Anleger haben ihm allein im vergangenen Jahr 1,5 Milliarden Euro anvertraut, um sich an Immobilien zu beteiligen. Ein Großteil der Gelder von Kunden der Genossenschaftsbanken verbleibt in Hamburg. Kutscher ist Vorsitzender der Geschäftsführung der Union Investment Real Estate in Hamburg, die mehrere offene Immobilienfonds im Volumen von 19 Milliarden Euro verwaltet. An ihnen können sich Anleger ab einer Höhe von 50 Euro beteiligen.

Das 1965 gegründete Unternehmen ist bei vielen großen Immobiliendeals in Hamburg dabei. Erst jüngst wurde das Centurion Commercial Center in der HafenCity für 71 Millionen Euro erworben. "Erstmals haben wir damit mit einem Büro- und Geschäftshaus in dem neuen Stadtteil Fuß gefasst", sagt Kutscher im Gespräch mit dem Abendblatt. "Insgesamt haben wir in den vergangenen zwei Jahren 400 Millionen Euro in Hamburg in Immobilien investiert." Dazu zählen das Einkaufszentrum Mercado, das Motel One in der Neustadt und ein Logistikzentrum bei Hamburg. "Damit ist die Hansestadt unser wichtigster Standort im Inland noch vor Frankfurt, Berlin oder München."

Zwar leidet auch Hamburg wegen vieler Neubauten unter einem Leerstand von knapp zehn Prozent bei Gewerbeimmobilien, aber andere Städte stehen schlechter da. "Frankfurt ist sehr von der Finanzbranche abhängig", sagt Kutscher. "Für Hamburg spricht eine sehr gesunde Wirtschaftsstruktur mit Branchen wie Flugzeugbau, Handel, Reedereien, Hafen, Dienstleistungen und Tourismus." Das mache das Immobiliengeschäft sehr stabil.

Neben Büros setzt das Hamburger Unternehmen bei seinen Investitionen auf den Einzelhandel. "Für unsere Fonds suchen wir neben Einkaufszentren auch nach etablierten Fachmarktzentren ab 35 Millionen Euro aufwärts", sagt Kutscher. Die Einzelhandelsstrategie soll auf zwei starke Beine gestellt werden, denn weltweit sind rund zwei Milliarden Euro in Einzelhandelsobjekte investiert. Hamburg bleibt dabei immer im Blick, wenn sich geeignete Kaufgelegenheiten finden.

29 Bürogebäude, Hotels und Einzelhandelsobjekte besitzt die Immobilienfondsgesellschaft in der Hansestadt. "Hamburg macht inzwischen 20 Prozent unseres Deutschlandportfolios aus. "Wir haben hier mit insgesamt 1,5 Milliarden Euro so viel investiert wie an keinem anderen deutschen Standort", sagt Kutscher. Zu den Immobilien der Union Investment-Fonds gehören in Hamburg Gebäude wie das Chilehaus, das Wandsbek-Quarree oder das Steigenberger Hotel auf der Fleetinsel. Jüngstes Projekt ist das 98 Meter hohe Emporio, das ehemalige Unilever-Haus, das im Frühjahr 2012 bezugsbereit sein wird. Rund die Hälfte des Gesamtensembles mit Büros, Scandic-Hotel und Wohnungen ist bereits vermietet.

In den vergangenen Jahren hat Union Investment Real Estate (UIRE) auch zahlreiche neue Arbeitsplätze in Hamburg geschaffen. Das Unternehmen profitierte davon, dass die gesamte Immobilienkompetenz der Fondsgesellschaft Union Investment, die ihren Sitz in Frankfurt hat, jetzt in Hamburg gebündelt ist. Die Sparte für das Geschäft mit Großkunden wie Versicherungen und Banken wurde 2010 von Frankfurt nach Hamburg verlagert. "Das hat unseren Standort gestärkt. In den vergangenen zwei Jahren ist die Zahl der Mitarbeiter in Hamburg um jeweils zehn Prozent gewachsen", sagt Kutscher. 270 Beschäftigte arbeiten inzwischen für UIRE. "Auch in diesem Jahr werden wir noch einmal etwa 15 neue Stellen besetzen", sagt Kutscher.

Anleger in den Fonds müssen sich allerdings im vergangenen Jahr und auch 2011 mit niedrigeren Renditen abfinden. "Die drei Publikumsfonds liegen aktuell bei einer Jahresrendite von knapp zwei Prozent", sagt Kutscher. Im Vergleich zu vielen anderen Fonds kommen die Anleger von UIRE jederzeit an ihr Geld. "Auszahlungen konnten und können bei uns jederzeit bedient werden", sagt Kutscher. Ein neues Gesetz (siehe Bericht rechts) soll jetzt die Rechte der Anleger stärken.