Brüssel stellt die neue Technik vor. In wenigen Wochen gibt es das Ladegerät für Handys. 14 große Hersteller werden es einführen.

Hamburg. Wer in seinem Leben schon mehr als ein Handy besessen hat, kennt das: Wenn es darauf ankommt, hat man immer das falsche Ladegerät zur Hand. Eine Belastung nicht nur für die Nerven der Anwender, sondern auch für die Umwelt. Damit soll nun Schluss sein.

Bereits im Februar 2009 einigte sich die überwiegende Mehrheit der Hersteller von Mobilfunktechnik auf die Selbstverpflichtung, dass ihre Modelle künftig mit einem gemeinsamen universellen Standard für Ladegeräte arbeiten sollen. Zu den Unterzeichnern gehören Apple, Atmel, Emblaze Mobile, Huawei Technologies, LG, Motorola Mobility, NEC, Nokia, Qualcomm, Research In Motion, Samsung, Sony Ericsson, TCT Mobile und Texas Instruments. Eine deutsche Fassung der Norm "EN 62684:2010" ist in Arbeit und soll im Juni erscheinen. Der Vizepräsident der EU-Kommission, Antonio Tajani, und die Generaldirektorin des europäischen Branchenverbandes Digitaleurope, Bridget Cosgrave, gaben gestern in Brüssel den Startschuss für den neuen Standard. "Die Verbraucher können nun ein einziges Ladegerät sicher mit den Telefonen unterschiedlicher Anbieter verwenden", sagte Cosgrave, die das Universalkabel als "große Errungenschaft" pries. Die Verbraucher allerdings sollen in den kommenden Monaten erfahren, wann und wo sie das Allroundladegerät kaufen können.

"Erst in den vergangenen Jahren wurden die technischen Voraussetzungen geschaffen, ein universelles Ladegerät zu schaffen", sagte Manfred Breul, Sprecher des deutschen Branchenverbandes Bitkom, dem Abendblatt. Denn auf dem Weg dorthin galt es, einige technische Hürden zu überwinden. Dazu gehörten neben dem unterschiedlichen elektrochemischen Aufbau der Akkus auch unterschiedliche Spannungen und Ladekapazitäten. Mittlerweile kommen überwiegend Lithium-Ionen-Batterien zum Einsatz. Nur sie entsprechen der vor zwei Jahren festgelegten Norm. Zudem einigte man sich auf Micro-USB, einen schon heute häufig verbauten flachen Stecker, der auch in schlanke Gerätedesigns passt.

Die Verunsicherung der Verbraucher angesichts inkompatibler Hardware dürfte dennoch bleiben. Denn während die EU-Kommission einigermaßen optimistisch davon ausgeht, dass alle Geräte mit Micro-USB-Anschluss klaglos mit dem Universalladegerät zusammenarbeiten, steht noch längst nicht fest, ob das tatsächlich auf Anhieb so sein wird. "Dass eine Micro-USB-Schnittstelle vorhanden ist, garantiert nicht automatisch, dass das betreffende Gerät auch mit dem neuen Standard kompatibel ist", sagt Bitkom-Sprecher Breul. Zudem werden ausschließlich solche Handys und Smartphones damit ausgestattet, die sich für die Daten- und Stromübertragung an einen PC anschließen lassen. Einfachere Modelle können wohl auch künftig nur mit dem mitgelieferten Zubehör aufgeladen werden. Der Käufer muss sich also auf die Angaben auf der Verpackung verlassen. EN62684 bezieht sich zudem ausdrücklich nur auf Geräte, mit denen man telefonieren kann. Ob mobile Computer wie Netbooks und Tablet-PCs sich bald ebenfalls über das Universalkabel aufladen lassen, liegt allein im Ermessen der Hersteller.

Ganz freiwillig kam die Einigung auf einen gemeinsamen Standard übrigens nicht. EU-Industriekommissar Günter Verheugen hatte genervt erklärt, dass die EU angesichts von mehr als 30 unterschiedlichen Ladegerättypen eine Vereinheitlichung vorschreiben werde, falls die Branche nicht selbst zu einer Lösung komme.