Neuer Haustarif sieht auch kräftige Einmalzahlungen vor

Hannover. Die dritte Verhandlungsrunde brachte den Durchbruch: Die Tarifpartner bei Volkswagen einigten sich in der Nacht zu gestern auf einen neuen Haustarif. Im Gegensatz zu den üblichen Ritualen gingen die Verhandlungen nahezu geräuschlos über die Bühne - ohne Drohgebärden. Beiden Seiten dürfte klar gewesen sein: Angesichts der ehrgeizigen Ziele des VW-Konzerns kommt es darauf an, den Aufschwung in der Autobranche zu nutzen.

Die rund 100 000 VW-Beschäftigten der sechs westdeutschen Werke und der Finanzsparte bekommen nach dem Tarifkompromiss vom 1. Mai an 3,2 Prozent mehr Geld - und zusätzlich von Februar bis April eine Einmalzahlung von einem Prozent ihres Jahresgehalts, mindestens aber 500 Euro. Die IG Metall bezeichnete den VW-Abschluss als "tragfähigen Kompromiss", der die gute Geschäftslage bei Europas größtem Autobauer berücksichtige. VW-Personalvorstand Jochen Schumm sagte: "Unternehmen und IG Metall haben einen fairen Abschluss erzielt, der eine ordentliche Lohnerhöhung mit dem Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit verbindet." Die IG Metall hatte ursprünglich sechs Prozent mehr Lohn für zwölf Monate gefordert. Die Arbeitgeberseite hatte zuletzt 2,9 Prozent plus Einmalzahlung für 23 Monate angeboten.

Der Autoexperte der NordLB, Frank Schwope, meinte, der Abschluss könne Symbolcharakter für die gesamte Autobranche besitzen. Ähnliche Ergebnisse bei anderen Herstellern und Zulieferern wären auch wegen der zuletzt vergleichsweise hohen Inflationsraten nicht verwunderlich. Die überraschend schnelle Einigung komme VW gelegen. Mit Blick auf knappe Kapazitäten und monatelange Lieferzeiten bei verschiedenen Modellen hätten zähe Verhandlungen oder Arbeitskämpfe den Aufschwung beeinträchtigen können.

Denn Volkswagen will bis spätestens 2018 von Platz drei an die Spitze der größten Autobauer der Welt vorrücken und Toyota vom Thron stoßen. Zehn Millionen Autos will der Konzern dann weltweit verkaufen. Vergangenes Jahr schafften die Wolfsburger einen Absatzrekord mit mehr als sieben Millionen verkauften Modellen. VW hat sich ein jährliches Absatzwachstum von fünf Prozent vorgenommen.

VW-Chef Martin Winterkorn betont dabei gern, dass er bei seiner "Strategie 2018" seine Angestellten mitnehmen will: "Wir wollen die besten und zufriedensten Mitarbeiter." Denn mit nörgelnden Arbeitern, die sich ungerecht behandelt fühlen, würde der Aufstieg zur Nummer eins zumindest erschwert.