Exklusiver Vergleich von mehr als 200 Tarifen. Wer am kundenfreundlichsten ist und die günstigsten Preise bietet

Hamburg. Die Liberalisierung des Strommarktes 1998 hat sich ausgezahlt. Immer mehr Unternehmen kämpfen um die Kunden. Hamburger können unter 80 Anbietern auswählen, die 204 Tarife anbieten. Doch das ist für viele auch ein Problem. Neue unbekannte Namen schrecken Kunden vom Wechsel ab. Sie bleiben bei ihrem etablierten Versorger, oft noch im Grundtarif, der meist am teuersten ist.

Doch das muss nicht sein. Exklusiv für das Abendblatt hat das Internetvergleichsportal Verivox die Stromanbieter in Hamburg getestet: Wie gut ist der Service? Wie kundenfreundlich fallen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) aus? Denn vielen Kunden geht es nicht nur ums Geld. "Kundenservice und Vertragsgestaltung werden von den Verbrauchern ebenso wahrgenommen wie der Preis", sagt Verivox-Sprecher Jürgen Scheurer. Die Stromversorger müssten deshalb die Balance zwischen knapp kalkulierten Tarifen und kostenintensivem Kundenservice finden. Von den insgesamt 204 in der Hansestadt angebotenen Tarifen sind 47 "sehr gut" oder "gut", wobei nur ein Tarif die Bestnote für sich beanspruchen kann.

Das laut Verivox beste Unternehmen der Branche kommt aus dem Norden. Es ist Nordland Energie, an dem unter anderem die Stadtwerke Kiel, Lübeck und Eckernförde beteiligt sind. Der Stromversorger überzeugt in fast allen Teildisziplinen von der Erreichbarkeit über den Service bis zum Kleingedruckten in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Mängel gibt es lediglich bei Angeboten zur Verbesserung der Energieeffizienz in den Haushalten. Der Strom kommt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien und es gibt eine Preisgarantie bis Ende 2011. Mit 935 Euro für 4000 kWh ist der Tarif allerdings 13 Prozent teurer als das preisgünstigste Angebot von Vattenfall und 18 Prozent teurer als der preisgünstigste Anbieter ohne Vorauskasse.

Hamburg Energie gehört ebenfalls zu den besten Anbietern, die mindestens die Note 2,0 erreichen. Der Strom (Tarif: Tor zur Welt) wird aus Wasserkraft erzeugt. Schwächen hat das Unternehmen nach der Analyse von Verivox bei der Beantwortung von E-Mails und den Kosten sowie der Verfügbarkeit des Telefonservices. Auch die Tipps zur Verbesserung der Energieeffizienz in den Haushalten reichen nicht aus.

Vattenfall verfehlt mit einer Note von 2,1 die Spitzengruppe nur knapp, kann sich dafür aber unter den preisgünstigsten Anbietern behaupten. Mängel hat das Unternehmen bei der Beantwortung von E-Mails, den Kosten, der Verfügbarkeit der Hotline und den Angeboten zur Energieeffizienz.

Kein Kunde muss fürchten, an einen ausgesprochen schlechten Anbieter in Hamburg zu geraten, denn kein Tarif bekommt eine schlechtere Note als 3,3. Die Bewertung richtet sich nach dem Schulnotensystem, bezieht aber den Preis oder die Herkunft des Stroms nicht mit in die Bewertung ein. "Für welche Konstellation aus Preis, Tarifkonditionen und Servicequalität sich der Verbraucher entscheidet, hängt von persönlichen Präferenzen ab", sagt Scheurer. Die einen wollen nur einen preiswerten Lieferanten, andere achten auf Ökostrom oder einen guten Service. Deshalb werden die kundenfreundlichsten und günstigsten Anbieter getrennt dargestellt.

Bei der Untersuchung zum AGB-Rating wurden Vertragslaufzeiten, Preisgarantien und Zahlungsweisen berücksichtigt. 5,4 Prozent der in Hamburg angebotenen Tarife sind mit Blick auf die AGB "sehr gut" und 42,1 Prozent "gut". Der Service wurde mit Anrufen und Mails getestet. In die Wertung gingen auch die Erreichbarkeit und die Kosten für Anrufe, der Service im Internet sowie Energieberatung und Förderprogramme ein.

35 Prozent der Tarife erreichten beim Service die Note "gut", nur ein Prozent schnitt mit "sehr gut" ab. "Die Branche verzichtet weitgehend auf überteuerte Hotlinenummern", sagt Scheurer. Eine schlechtere Figur machen die Stromanbieter bei der Beantwortung von E-Mails. "Rund ein Viertel der Testanfragen wurde überhaupt nicht beantwortet", sagt Scheurer. "Antworten enthalten oft Standardtexte, die nicht immer auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten sind."

Preislich gibt es noch große Unterschiede. 4000 Kilowattstunden kann man in Hamburg im günstigsten Fall für 772 Euro beziehen, aber auch für 1750 Euro. "Das zeigt, dass sich Preisvergleiche auszahlen, zumal ein Wechsel des Stromversorgers kinderleicht ist", sagt Günter Hörmann, Chef der Verbraucherzentrale Hamburg. Nach einer Untersuchung der Hamburger Unternehmensberatung Putz & Partner plant in diesem Jahr rund ein Viertel der Deutschen einen Wechsel des Stromanbieters. "Dazu sind eher jüngere Kunden bereit, denn ältere Menschen verbindet eine hohe Loyalität auf Basis einer langjährigen Vertragsbeziehung mit ihrem Stromversorger", sagt Volker Rothenspieler, von Putz & Partner.

Unter den günstigsten Anbietern werden die Preisunterschiede geringer. "Das liegt am scharfen Wettbewerb, der auf dem Strommarkt wesentlich ausgeprägter als auf dem Gasmarkt ist", sagt Scheurer. Von den 15 günstigsten Anbietern erreichen fünf die Note "gut". Wer preisbewusst ist, muss also nicht auf gute Vertragsbedingungen und ausreichenden Service verzichten.

Allerdings erhalten die fünf günstigsten Anbieter in puncto Kundenfreundlichkeit nur die Note "befriedigend". Ein Grund dafür ist die Vorauskasse. "Wer die Bezahlung ein Jahr im Voraus möchte, kann beim AGB-Rating nicht gut abschneiden", sagt Scheurer. Verbraucherschützer raten von solchen Angeboten ab, denn im Insolvenzfall ist das Geld verloren. Um seine Stromversorgung muss sich beim Ausfall eines Anbieters niemand Sorgen machen, denn dann muss der örtliche Grundversorger einspringen. Doch es gibt zu den Vorkasseangeboten Alternativen wie Hit Strom. Das Angebot überzeugt durch eine Preisgarantie für zwölf Monate und der Strom kommt zu 100 Prozent aus regenerativer Energie.