Wiesbaden. Die wirtschaftliche Erholung im vergangenen Jahr hat sich für die Arbeitnehmer ausgezahlt. Die Reallöhne stiegen im Vorjahresvergleich um 1,4 Prozent. "Wichtigster Grund für diesen Zuwachs sind die steigenden Arbeitszeiten, weil die Kurzarbeit kaum noch eine Rolle spielt", teilte das Statistische Bundesamt mit.

Zugute kam den Beschäftigten auch die vergleichsweise geringe Teuerung: Die Verbraucherpreise stiegen um 1,1 Prozent. Die Statistiker ermitteln die Reallöhne, indem sie den Anstieg der Verbraucherpreise von der durchschnittlichen Lohnsteigerung abziehen. 2009 waren die Reallöhne noch um 0,4 Prozent gesunken. Damals verdienten viele Arbeitnehmer wegen Kurzarbeit weniger. Die Arbeitnehmer erhielten zum Ausgleich staatliches Kurzarbeitergeld, das jedoch als Transferzahlung von den Statistikern nicht bei den Bruttoverdiensten erfasst wird. Damit schlägt sich die nun wieder längere Arbeitszeit voll auf die Verdienste durch.

Nominal legen die Löhne um 2,6 Prozent zu, im Schnitt verdiente ein vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer 42 535 Euro brutto pro Jahr. Das Gehaltsniveau differiert jedoch stark. So verdienten Angestellte von Banken und Versicherungen mit 60 963 Euro brutto im Schnitt am meisten. Am wenigsten bekamen Beschäftigte im Gastgewerbe mit 24 012 Euro.

Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung kritisierte, dass der Lohnzuwachs hinter dem Anstieg der Unternehmens- und Vermögenseinkommen zurückgeblieben sei. Die Stiftung berechnete, dass sich trotz des realen Einkommenszuwachses 2010 die Ungleichheit bei der Einkommensverteilung im zurückliegenden Jahrzehnt vergrößert habe. Die Realeinkommen seien zwischen 2000 und 2010 sogar um vier Prozent gesunken, weil die Inflation höher gewesen sei als die Gehaltssteigerungen. Die Bruttoverdienste seien nominal, also ohne Einbeziehung der Inflation, um 13 Prozent gestiegen. Die Unternehmens- und Vermögenseinkommen hätten sich dagegen um nominal 45 Prozent erhöht.