Soziales Netzwerk kooperiert mit Firmen wie Cinemaxx oder Vapiano - und auch dem FC Bayern. Nutzer erhalten über das Smartphone Angebote.

Hamburg. Das dürfte Mark Zuckerberg nicht geschmeckt haben. Der Gründer des Onlinenetzwerks Facebook ist auf dem Zenit seines Erfolgs, gerade wurde sein erst sechs Jahre altes Unternehmen mit 50 Milliarden Dollar bewertet. Trotzdem wagten es Brancheninsider kürzlich, jemand anderen als ihn zum zukünftigen König der sozialen Netzwerke auszurufen: Dennis Crowley ist derzeit mit Foursquare, einem mobilen Lokalisierungsdienst aus New York, in aller Munde. Täglich gewinnt er 15.000 neue Nutzer, die ihren Bekannten über sein Handyprogramm ihren Aufenthaltsort mitteilen wollen.

Dazu möchte auch Mark Zuckerberg seine Mitglieder bewegen - und weitet die Funktion Facebook Deals (deutsch: Angebote) auf Europa aus. So teilte das US-Unternehmen am Montag mit, dass nun unter anderem auch deutsche Nutzer des Facebook-Dienstes Rabattangebote und Gutscheine erhalten werden. In den USA ist das bereits der Fall. Damit soll es für die Nutzer attraktiver werden, ihren Aufenthaltsort im Facebook-Profil zu verraten.

Dennis Crowley ist mit seinen fünf Millionen Mitgliedern natürlich noch Lichtjahre davon entfernt, Zuckerberg mit seinen 600 Millionen Nutzern weltweit den Rang abzulaufen. Der Hype zeigt aber ganz klar den neuen Trend im Internet: Lokalisierungsdienste für Smartphones. "Der große Vorteil dieser Dienste ist, dass sie gezielte und auf den Nutzer und seinen Aufenthaltsort zugeschnittene Werbung ermöglichen", sagt Christine Faßnacht, Expertin für Social Media beim Hightechverband Bitkom.

In diesen Markt stößt Branchenprimus Facebook nun auch mit voller Kraft. Im Oktober war der ins Netzwerk integrierte Geodienst Places (deutsch: Orte) in Deutschland online gegangen - erst viele Monate nachdem Start-ups wie Foursquare oder Gowalla mit ähnlichen Diensten Erfolge feiern konnten. Hat der Facebook-Nutzer Places aktiviert, so kann er seinen Aufenthaltsort in seinem Profil auf dem Smartphone anzeigen lassen. Zukünftig sollen Nutzer dafür über Facebook Deals (Angebote) mit Schnäppchen belohnt werden. "Parallel zu Deutschland haben wir den Dienst in Frankreich, Großbritannien, Spanien und Italien gestartet", sagte ein Facebook-Sprecher dem Abendblatt. "Beim Einchecken können Nutzer Rabatte erhalten, Gutscheine oder Treueangebote nutzen oder für einen guten Zweck spenden."

Zum Start hat Facebook sieben Unternehmen als Partner gewonnen. Neben den Einzelhändlern Esprit, Benetton, Douglas, Gravis sowie dem Fußballverein Bayern München sind mit der Kinokette Cinemaxx und den Vapiano-Restaurants auch zwei Hamburger Firmen dabei. Wer bis Sonntag an einer Vapiano-Filiale vorbeigeht, den Lokalisierungsdienst aktiviert und auf seinem Smartphone Angebote der Umgebung abfragt, kommt gemeinsam mit drei Freunden in den Genuss einer kostenlosen Flasche Prosecco. Wer sich für das Angebot der Cinemaxx-Kinos entscheidet, erhält eine Tüte Popcorn gratis - das gilt allerdings nur für die ersten 10.000 Nutzer. "Alle Firmen können ab sofort kostenlos über ihre Facebook-Seiten eigene Angebote erstellen", heißt es aus der Hamburger Deutschland-Zentrale des Netzwerks. "Diese Rabattaktionen werden sicherlich dauerhaft kostenlos bleiben - so wie Facebook insgesamt."

Für höhere Umsätze soll mobile Werbung sorgen, die sich Facebook als Wachstumstreiber der Zukunft erhofft. Bereits 2010 konnte das Unternehmen seine Umsätze mit Onlinewerbung im Vorjahresvergleich fast verdoppeln: Allein in den ersten neun Monaten nahmen die Amerikaner 1,2 Milliarden Euro ein und verbuchten einen Nettogewinn von 355 Millionen US-Dollar, wie aus Unterlagen der Investmentbank Goldman Sachs jüngst hervorging. Facebook selbst bewirbt den neuen Angebotedienst als Marketinginstrument. "Geben Sie den Nutzern einen Grund, bei Ihrem Geschäft einen Stopp einzulegen und etwas zu kaufen", heißt es in einem Papier für die Werbebranche, das der Blog Facebookmarketing.de veröffentlicht hat. Das Potenzial für die Firmen ist riesig: Etwa ein Drittel der 600 Millionen Facebook-Mitglieder nutzt das Netzwerk auch unterwegs.

Fast zeitgleich mit Facebook starten auch die VZ-Netzwerke, die sich speziell an deutsche Nutzer richten, ein ähnliches Angebot mit Rabatten und Coupons aus der aktuellen Umgebung des Nutzers. Clemens Riedl, Chef der VZ-Netzwerke sieht in dem neuen Geschäftsfeld "Riesenpotenzial", es werde den lokalen Handel in Deutschland verändern. Auch der Internetkonzern Google hat angekündigt, in das Geschäft mit Gutscheinen einzusteigen. Zuvor war die milliardenschwere Übernahme der Website Groupon geplatzt, die weltweit 50 Millionen Menschen mit Rabattgutscheinen versorgt - und fast so sehr gehypt wird wie Foursquare.