In der europäischen Schuldenkrise herrscht neuer Optimismus. Zumindest verbal. Mit Inbrunst beschwören in diesen Tagen die Regierenden von Deutschland und Frankreich die Stabilität des Euro, auch viele Unternehmer können sich ein Leben ohne Euro nicht mehr vorstellen. Sowohl Bundeskanzlerin Angela Merkel als auch Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy dürften mit ihren Lobeshymnen auf die Gemeinschaftswährung vor allem die Investoren im Blick haben, die in der Vergangenheit nicht selten gegen den Euro gewettet hatten.

Obwohl Worte Taten nicht ersetzen können, hat ihre Zuversicht zumindest einen messbaren Erfolg erzielt. Die erste Euro-Anleihe fand am Markt ein überwältigendes Echo. Rund 500 Banken aus aller Welt rissen sich um das Fünf-Milliarden-Euro-Geschäft, es war zigfach überzeichnet. Ein besseres Kompliment des Marktes für eine Währung kann es nicht geben. Es demonstriert das unverändert vorhandene Vertrauen in den Euro.

Dennoch darf und kann sich die Europäische Gemeinschaft auf diesem Erfolg nicht ausruhen. Die Regierungen sollten jetzt tatkräftig handeln. Oberstes Ziel jedes Landes muss es sein, die Schuldenberge abzutragen und die eigenen Staatshaushalte durch Senkung von Ausgaben oder die Erhebung höherer Steuern zu konsolidieren. Auch die Annäherung der nationalen Wirtschafts- und Sozialpolitik unter den Ländern ist ein notwendiger Schritt. Sie wäre ein Zeichen, dass alle Länder auf gleicher Basis Verantwortung tragen - und gemeinsam hinter dem Euro stehen.