Nick Varney bestimmt über den Heide-Park, Legoland und das Dungeon. Nun kündigt er neue Investitionen und Innovationen an.

Hamburg/Soltau. Er wirkt besonnen, sympathisch und erscheint auf den ersten Blick nicht wie ein Mensch, der beruflich das ganz große Rad dreht. Doch wenn Nick Varney zu reden anfängt, dann spürt man, warum der 48-Jährige eine kleine Firma mit einer Hand voll Freizeitattraktionen innerhalb nur weniger Jahre zum nach Disney weltweit zweitgrößten Anbieter von Freizeitparks und Erlebniswelten machen konnte.

Ortstermin im Heide-Park in Soltau. Die Anlage gehört zu Varneys Firma Merlin Entertainment Group, genauso wie das Gruselkabinett Hamburg Dungeon und das Aquarium Sea Life am Timmendorfer Strand, die Legoland-Parks oder auch Madame Tussaud's Wachsfigurenwelten. Der Chef steht mitten auf einer Baustelle in dem 2007 von ihm übernommenen Heide-Park. Über Varney sieht man Stahlstreben, aus denen bis zur Saisoneröffnung im April Europas gruseligste Achterbahn entstehen soll. Zwölf Millionen Euro wird diese Attraktion kosten. "Von da oben rasen die Besucher direkt in das offene Maul eines Kraken", sagt Varney, zeigt auf ein Gerüst und schüttelt sich. Die "Bestie" soll ihr Unwesen im Wasser bei einem Schiffswrack treiben.

Ziel der Investition ist laut Varney, noch mehr Besucher in den Park zu locken. Das Geschäft ist offenbar lukrativ. Zwar gibt es für die 73 Betriebe, die beim Verband Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen (VDFU) gelistet sind, keine Einzelumsätze, aber grob geschätzt erlöst die Branche rund eine Milliarde Euro im Jahr. Die Eintrittspreise liegen bei den großen Anbietern im Schnitt bei 30 Euro pro Person. Neben dem Europa-Park Rust, Phantasialand Brühl und dem Hansa-Park in Sierksdorf gehört der Heide-Park mit weit mehr als einer Million Besuchern pro Jahr laut dem Verband zu den größten Vergnügungsparks in Deutschland. Doch damit will sich der ehrgeizige Merlin-Chef nicht zufriedengeben. "Der Heide-Park soll Deutschlands Nummer eins werden", hat er sich vorgenommen.

Die Wachstumsraten der Vergangenheit bestätigen ihn. 1999 übernahm Varney gemeinsam mit Finanzinvestoren von dem britischen Unternehmen Vardon eine Hand voll Dungeon- und Sea-Life-Anlagen. Damals war der Bereich 50 Millionen Pfund oder 58 Millionen Euro wert, heute wird sein Imperium bei einem Verkauf auf 2,25 Milliarden Pfund geschätzt. Der Umsatz 2009 lag bei 769 Millionen Pfund, das Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen bei 238 Millionen. 38,5 Millionen Menschen kamen 2009 in die Anlagen des Unternehmens, das weltweit 15 000 Mitarbeiter beschäftigt. Zahlen für das vergangene Jahr gibt es noch keine. "Aber wir konnten seit 2000 unseren Gewinn jedes Jahr um zehn Prozent steigern", sagt Varney und zeigt sich optimistisch, dass die Erfolgsserie so schnell nicht enden wird. Inzwischen betreibt das Unternehmen 76 Einrichtungen in 16 Ländern auf vier Kontinenten. Gerade erst wurden Freizeitattraktionen in Australien und Neuseeland übernommen.

"In diesem Jahr werden wir unter anderem jeweils ein Sea-Life-Aquarium in Italien und je ein Madame-Tussaud's-Kabinett in Wien und Blackpool eröffnen." Zudem ist ein weiterer Vergnügungspark nach dem Vorbild des London Eye vorgesehen, und zwei Legoland-Parks in Dallas sowie Florida sind in Planung. Im kommenden Jahr soll sogar ein Legoland in Malaysia in Angriff genommen werden.

150 Millionen Euro gibt Merlin Entertainment jedes Jahr für Investitionen oder Übernahmen aus. Der wichtigste Markt sei immer noch Deutschland. In der HafenCity, neben dem Hamburg Dungeon, sitzt die 25 Mitarbeiter starke Deutschland-Zentrale des Unternehmens. Im Hamburg Dungeon sind 60 Beschäftigte angestellt. Weitere 100 kommen in den Sea-Life-Centern in Timmendorf und Hannover dazu. Im Heide-Park arbeiten in der Saison sogar bis zu 1000 Frauen und Männer.

Varney treibt zudem den Ausbau seiner bisherigen Parks voran, indem er zum Beispiel auf dem jeweiligen Gelände Hotels errichtet. Unterstützt wird er dabei von den Finanzinvestoren Blackstone und Kirkbi (Lego-Eigentümer), die zusammen die Mehrheit an Merlin Entertainment halten. Sechs Hotels und drei Feriendörfer betreibt Merlin bereits weltweit. Der Grund dafür liegt auf der Hand. "Während wir zum Beispiel mit den Dungeons und Sea Life kurzweilige Attraktionen mit einigen Stunden Aufenthalt anbieten, eignen sich die Parks für mehrtägige Ausflüge der ganzen Familie", sagt Varney. Wer länger bleibt, weiß der Manager, hat auch mehr Zeit, Geld auszugeben.