Klassiker wie Playmobil und Brettspiele bleiben die wichtigsten Umsatzbringer. Spielwarenmesse in Nürnberg präsentiert Neuheiten

Nürnberg/Hamburg. Für Playmobil-Fans wird das Jahr 2011 zu einer rasanten Zeitreise. Von einer Steinzeithöhle bis zum futuristischen Raumschiff samt Infrarotpistole und Solarpropeller reichen die Neuheiten, die der Spielzeughersteller in diesem Jahr auf den Markt bringen will. Auch eine Schatzinsel haben die Süddeutschen neu im Programm.

Die Chancen stehen gut, dass die Firma aus dem bayerischen Zirndorf damit wieder den Geschmack ihrer jungen Zielgruppe trifft: Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen, das zu den größten Herstellern auf dem deutschen Spielwarenmarkt zählt, ein Umsatzplus von fast acht Prozent auf 507 Millionen Euro. "Damit haben wir erstmals die magische Schwelle von einer halben Milliarde Euro überschritten", sagte Geschäftsführerin Andrea Schauer. Wachstumstreiber seien vor allem Innovationen wie die mit vielen technischen Raffinessen ausgestatteten Playmobil-Agenten gewesen.

Der Erfolg von Playmobil zeigt, dass die klassischen Spielwaren - allen Trends zu Computerspielen zum Trotz - weiter zu den Wachstumstreibern der Branche zählen. Auch Brett- und Gesellschaftsspiele dürften früheren Prognosen zufolge im Jahr 2010 ein sattes Umsatzplus verbucht haben. Nur das Geschäft mit Modelleisenbahnen war nach Angaben des Marketing- und Einkaufsverbands Idee und Spiel im vergangenen Jahr rückläufig. Insgesamt wurde in den rund 1000 angeschlossenen Fachgeschäften des Verbands ein Erlös von rund 490 Millionen Euro erzielt - ein Prozent mehr als im Vorjahr.

Neben den Klassikern setzen die Spielwarenhändler in diesem Jahr auf Neuigkeiten mit 3-D-Effekt. So sollen Kreidekunstwerke auf dem Straßenpflaster mit einer entsprechenden Brille plötzlich räumlich erscheinen. Den 3-D-Effekt macht sich auch Sony bei zahlreichen neuen Spielen für seine Playstation 3 zunutze.

Am meisten Aufsehen dürfte die Firma Nintendo erregen, die "Super Mario" auf der Konsole 3DS ebenfalls durch dreidimensionale Welten rennen lässt - und dabei ganz ohne eine Brille auskommt. "Das ist eine der umsatzträchtigsten Neuheiten 2011", ist sich Verbandsgeschäftsführer Otto Umbach sicher. Gute Verkaufschancen räumt er auch Innovationen wie dem kleinsten kunstflugtauglichen Modellhelikopter der Welt ein.

Für kleine Mädchen gibt es in diesem Jahr wieder zahlreiche Spielsachen in grellen Farben und mit Glitzer: ein Märchenschloss etwa oder eine Feenwelt aus Plastik mit Licht- und Farbeffekten. Die kleinen Puppen leuchten von innen heraus. Der Clou: Selbst über eine Distanz von mehreren Metern können sie ihre eigene Farbe auf eine andere Fee übertragen. Ein Zauberstab aktiviert die Figuren und setzt weitere Funktionen in Gang. Nach Einschätzung des Marktforschers Werner Lenzner von der Gesellschaft NPD Group sind Innovationen aber gerade in diesem Bereich rar: "Dem Spielwarenmarkt fehlt es an guten, interessanten Angeboten für Mädchen ab sieben Jahren. Es hilft nichts, irgendetwas einfach nur rosa zu machen", so der Experte.

Auf der Nürnberger Spielwarenmesse soll vom kommenden Donnerstag an ökologisch korrektes Spielzeug im Mittelpunkt stehen. "Das ökologische Bewusstsein nimmt Fahrt auf und birgt Umsatzpotenzial", erklärte gestern der Chef des weltgrößten Branchentreffs, Ernst Kick. Das zeigt auch eine Umfrage des Lehrstuhls für Marketing Intelligence der Uni Erlangen-Nürnberg. Demnach gaben 28 Prozent der befragten Konsumenten ihre Bereitschaft an, für nachhaltiges Spielzeug 15 bis 20 Prozent mehr zu bezahlen. Was "Nachhaltigkeit" allerdings bedeutet, sieht jeder Verbraucher anders: Für manche bedeute es einfach nur, Spielzeug aus Holz statt aus Plastik zu kaufen, für andere die Langlebigkeit der Güter, eine umweltschonende Verpackung oder eine Spielidee, die das Umweltbewusstsein von Kindern fördere.