Verursacher Harles und Jentzsch kann Schäden nicht regulieren

Uetersen. Die vom Dioxin-Skandal betroffenen mehreren Tausend Bauernhöfe und vielen Futtermittelhersteller werden auf einem großen Teil des Schadens sitzen bleiben. Der Insolvenzverwalter Heiko Fialski des Futterfettherstellers Harles und Jentzsch teilte gestern mit, der wahrscheinliche Verursacher der Kontaminierung von Futter- und Lebensmitteln mit dem Ultragift sei gegen Schäden in Höhe von maximal 27 Millionen Euro abgesichert. Der Bauernverband hat angegeben, es sei mit Kostenausfällen von mindestens rund 100 Millionen Euro zu rechnen.

Unklar ist grundsätzlich, ob die Versicherungen sich überhaupt in der Pflicht sehen. Nach früheren Angaben einer Sprecherin des Versicherungsverbands gilt eine Haftpflichtversicherung nicht bei kriminellen Handlungen. Nach Angaben des Insolvenzverwalters ist der Schadensfall bei der Betriebshaftpflichtversicherung und beim Deutschen Verband Tiernahrung angezeigt worden. Die Betriebshaftpflicht von Harles und Jentzsch deckt Personen- und Sachschäden bis zu zwei Millionen Euro ab, Vermögensschäden bis 100 000 Euro. Eine Zusatzversicherung über den Tierfutterverband kommt höchstens mit 25 Millionen Euro für Schäden auf.

Bislang hätten 30 Betriebe Schadenersatzansprüche angemeldet, teilte Fialski mit. Den Gläubigern von Harles und Jentzsch stünden sämtliche Vermögenswerte als Haftungsmasse zur Verfügung. Über den Wert des Betriebsvermögens könne er aber noch keine Angaben machen. Nach bisherigen Ermittlungen hatte der Futterfetthersteller mit Standorten in Uetersen in Schleswig-Holstein und Bösel in Niedersachsen Industriefette mit Futterfetten gemischt und damit das Dioxin in die Lebensmittelkette gegeben. Die Firma arbeitet zurzeit mit elf Angestellten und produziert nur noch Industriefette.

Nach Angaben des niedersächsischen Agrarministeriums waren gestern noch rund 400 Betriebe gesperrt, die Produkte bezogen, deren Entstehung sich bis zu Harles und Jentzsch zurückverfolgen lasse.