Der US-Konzern will 1000 Stellen in Europa schaffen. Auch die Hansestadt als Sitz des Deutschland-Geschäfts profitiert

Hamburg. Arbeiten, wie andere Urlaub machen: Die Werbung, die Google im Internet bei Bewerbern aus aller Welt für seine eigene Deutschlandzentrale in Hamburg macht, klingt mehr als verlockend. Das Google-Büro an der ABC-Straße befinde sich im Herzen Hamburgs, in der Nähe des berühmten Jungfernstiegs, einer Promeniermeile am See, heißt es da für die Ortsunkundigen, umgeben von Luxusgeschäften und guten Restaurants. In Hamburg herrsche zudem schon eine ähnliche Kultur wie im Silicon Valley, wirbt Google weiter, hier sei tolles Arbeiten möglich mit motivierten und talentierten Kollegen, die sich zudem bei Sommerpartys, beim gemeinsamen Joggen oder im Spieleraum des Büros mit Tischtennis, Darts oder am Kicker entspannen könnten.

Der Text in eigener Sache steht nicht zufällig auf der Google-Seite. Er soll im Kampf um die rar werdenden High-Potentials weltweit die Besten der Besten anlocken. Und das Team, das in der Hansestadt heute aus 250 IT-Experten und Vertriebsleuten besteht, für das geplante Wachstum des Internetgiganten aufrüsten: Google will in Europa noch in diesem Jahr 1000 neue Stellen schaffen.

Mehrere 100 Mitarbeiter davon sollen in Deutschland eingestellt werden. Ein maßgeblicher Teil in der Zentrale in der Hansestadt, die für Deutschland, die Schweiz, Österreich und skandinavische Länder verantwortlich ist und neben München der größte deutsche Google-Standort ist.

Die genaue Zahl der neuen Stellen für Hamburg steht noch nicht fest, heißt es auf Abendblatt-Anfrage bei Google, dafür aber die Stoßrichtung des Wachstums. "Wir hatten ein sehr, sehr gutes Jahr", sagte Google-Vorstandschef Eric Schmidt jetzt in München. "Aus diesen Gründen werden wir weiter investieren." Google vermeldete im Geschäftsjahr 2010 einen Gewinn von 8,5 Milliarden Dollar und gilt als wertvollste Marke der Welt - hat aber zugleich das Problem, dass Konzerne wie Facebook oder Apple in der Szene dynamischer als die Wettbewerber mit den besseren Wachstumsaussichten gelten.

Facebook hat derzeit 600 Millionen Mitglieder und bietet eine Plattform, die für Werbetreibende auch durch den möglichen Dialog mit den Internetsurfern immer interessanter wird. Apple ist es gelungen, mit dem iPhone und dem iPad die Internetnutzung zu revolutionieren. Experten streiten darüber, ob im Wachstumsmarkt des mobilen Internets Apple mit seinem App-Store oder der Android Market von Google überleben wird.

In dem hart umkämpften Internetgeschäft stärkt Google nun den Standort Hamburg, um im wichtigen Markt Deutschland von Agenturen, Verlagen und anderen wichtigen Playern noch mehr Werbemillionen einzusammeln. Hier arbeiten insbesondere Vertriebskräfte für Google, die die Werbeplattform in der Medien- und Werbehochburg vermarkten und neue Marketinginstrumente bei den Kunden bekannt machen.

Denn bisher verdient Google sein Geld vor allem mit Werbung in den Ergebnissen seiner Internet-Suchmaschine. Schmidt, der jetzt in den Verwaltungsrat wechselt und Larry Page, einem der beiden Google-Gründer, den Chefsessel überlässt, will zwar nach wie vor auf diese Geschäftsidee setzen: "Die Internetsuche wird weiter sehr wichtig bleiben." Aber auch bei der Videoportal-Tochter YouTube wolle Google mehr Werbung platzieren. Auch Display-Werbung, also Anzeigen mit Bildern oder Videos auf Web-Seiten, will der Konzern fördern.

In Deutschland stellt Google zudem immer mehr Datenschutzexperten ein, um Instrumente wie Google Street View an die deutschen Gesetze anzupassen. Auch die angebliche Praxis, Wettbewerber auf der Suchmaschine zu benachteiligen, beschäftigt derzeit deutsche Aufsichtsbehörden und Rechtsexperten, die bei Google in Hamburg arbeiten.

Um sich mit neuen Erlösmodellen unabhängiger vom Werbemarkt zu machen, testet Google in den USA jetzt einen Einstieg ins Internet-Shopping: Nach dem vergeblichen Versuch, den Internet-Gutscheindienst Groupon zu übernehmen, will Google dieses Geschäftsmodell jetzt selber einführen. Unbestätigten Informationen zufolge soll das Produkt Google Offers heißen. Die Idee beruht darauf, dass kleine Unternehmen wie Restaurants, Friseure oder Kinos im Internet Gutscheine für vergünstigte Angebote verkaufen. Bedingung ist jeweils, dass sich eine Mindestzahl an Interessenten auf den Deal einlässt.

Ob der Konzern Google Offers auch in Deutschland einführen wird, ist noch nicht entschieden, aber "auch nicht ausgeschlossen", sagte ein Google-Sprecher dem Abendblatt. Für Hamburg dürfte dies wiederum einen Aufbau von Stellen mit sich bringen. Schließlich sind Gutscheindienste personalintensiv, da lokale Anbieter wie Cafés angesprochen werden müssen. Dann wäre erneut etwas Werbung für das Büro in der Nähe des berühmten Jungfernstiegs angebracht.