Schwellenländer sorgen für volle Kassen. Rekordgewinn von 1,7 Milliarden Euro im ersten Quartal

München. Siemens-Chef Peter Löscher hatte angesichts eines Rekordquartals leichtes Spiel: Auf der Hauptversammlung gab es kaum kritische Töne - Analysten und Aktionäre lobten den eingeschlagenen Kurs des Managements. "Der Riese ist wach, er ist stark, entschlossen und er weiß, was er kann und will", sagte Löscher gestern in der Münchner Olympiahalle. In den vergangenen Jahren war das Aktionärstreffen noch von der Aufarbeitung der Korruptionsaffäre geprägt gewesen.

Vor allem das anziehende Wachstum der Schwellenländer sorgt bei Siemens für volle Kassen und pralle Auftragsbücher. Entsprechend schoss der Gewinn im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2010/2011, das zum 30. September endet, um fast ein Fünftel auf den Rekordwert von gut 1,7 Milliarden Euro nach oben.

Die drei Kerngeschäftsfelder Industrie, Energie und Medizintechnik haben mit einem Auftragsbestand von 92 Milliarden Euro so viele Orders wie nie zuvor. "Siemens ist strategisch auf dem richtigen Weg. Der Konzern setzt seinen Anspruch gut um und gewinnt Marktanteile", sagte Cheuvreux-Analyst Bernd Laux. Löscher bekräftigte, dass sein Haus den Gewinn aus fortgeführtem Geschäft im Gesamtjahr um mindestens ein Viertel auf 5,3 bis 5,6 Milliarden Euro steigern werde.

Der Umsatz legte im ersten Quartal um zwölf Prozent auf 19,5 Milliarden Euro zu. Allein aus China kamen fast die Hälfte mehr Aufträge als noch vor einem Jahr, das Bestellvolumen aus Indien legte um 160 Prozent zu. "Auftragseingang und Umsatz wachsen in allen Regionen, besonders in den Schwellenländern. Davon profitiert auch das Deutschlandgeschäft", so Löscher.

Besonders das Geschäft mit Industrieausrüstung, das von der Wirtschaftskrise am stärksten in Mitleidenschaft gezogen wurde, floriert wieder. Der operative Gewinn dieses Segments kletterte um 22 Prozent auf gut eine Milliarde Euro. Löscher erklärte die Transformation seines Hauses abermals für abgeschlossen. "Das Portfolio haben wir auf Zukunftsfelder konzentriert und uns gezielt verstärkt."

Die Hauptbereiche Industrie, Energie und Medizintechnik machten demnächst 99 Prozent des Konzernumsatzes, vor zehn Jahren sei es gerade die Hälfte gewesen. Der seit 2007 amtierende Vorstandschef hat zahlreiche, oft unrentable Randbereiche abgestoßen. Zuletzt gab er die ungeliebte IT-Sparte SIS an die französische Atos Origin ab.

In Hamburg beschäftigt der Konzern direkt 1300 und in beteiligten Gesellschaften weitere 500 Mitarbeiter. Der Großteil der Beschäftigten entfällt auf die Bereiche Industrie, Automation und Gebäudetechnik. 100 Mitarbeiter arbeiten in der Europazentrale von Siemens Windkraft in der Stadt, weitere rund 80 Mitarbeiter produzieren in Rothenburgsort Schalter für den Schiffbau.