Er soll BayernLB-Vorstand Gribkowsky bezahlt haben.

München. Im Korruptionsfall um den Münchner Banker Gerhard Gribkowsky soll eine heiße Spur direkt zum Herrscher über die Formel 1, Bernie Ecclestone, führen. Offenbar existiert ein Brief, mit dem 2007 ein Anwalt des ehemaligen Vorstands der BayernLB beim Briten persönlich eine ausstehende Rate für eine Zahlung im Gesamtumfang von insgesamt 50 Millionen Euro angemahnt hat. Das will die "Süddeutsche Zeitung" in Erfahrung gebracht haben. Der Motorsportmanager, der bislang jede Verwicklung in den Fall abstreitet, soll über den Mahnbrief seinerzeit sehr erbost gewesen sein und sich telefonisch über die Art und Weise des Verlangens rüde beschwert haben. Die angemahnte Rate über gut 2,2 Millionen Euro sei dann aber bezahlt worden.

Gribkowsky sitzt als mutmaßlich Bestochener seit knapp drei Wochen in Untersuchungshaft und hat bislang nicht gestanden. Er managte 2005 für die BayernLB den Verkauf von Formel-1-Anteilen, die ihr als Sicherheit nach der Pleite des Medienunternehmers Leo Kirch zugefallen waren. Dabei ging der heute 52-Jährige erst auf Konfrontationskurs zu Ecclestone, dem die Macht über die Formel 1 aus den Händen zu gleiten drohte. Dann verkaufte die BayernLB die Anteile plötzlich an den Ecclestone genehmen Finanzinvestor CVC. Wenig später gründete Gribkowsky in Salzburg eine Stiftung, auf die 50 Millionen Dollar aus der Karibik und Mauritius überwiesen wurden. Solche Adressen wählt man, wenn der Ursprung von Geldströmen verschleiert werden soll. Ermittler vermuten, das Geld könnte als Bestechung beim Verkauf der Formel 1 geflossen sein.

Neben Ecclestone streitet auch die Formel-1-Gruppe und die Investmentfirma CVC entschieden ab, den in München inhaftierten Banker mit den aufgetauchten Millionensummen bestochen zu haben. Lediglich für seine Tätigkeit als Direktor der Formel-1-Holding hat Gribkowsky nach deren Angaben jährlich eine Vergütung von 50 000 Dollar kassiert. "Die Formel-1-Gruppe und Herr Ecclestone sind weder involviert in irgendwelche anderen Zahlungen an Gribkowsky oder jemanden aus seinem Umfeld, noch haben sie Kenntnis von solchen Zahlungen", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.

Erweist sich der Mahnbrief von 2007 als authentisch, dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis sich die Münchner Ermittler mit einem Rechtshilfeersuchen an ihre britischen Kollegen wenden.