Stark gestiegene Grundstückspreise bereiten Sorgen

Shanghai. Chinas Wirtschaft ist im vergangenen Jahr rasanter gewachsen als erwartet. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wuchs 2010 nach offiziellen Angaben um 10,3 Prozent. Im vierten Quartal stieg das Wachstum von zuvor 9,6 Prozent auf 9,8 Prozent.

Die Inflation kühlte sich im Dezember nach einem 28-Monate-Hoch im November auf 4,6 Prozent ab. Für das Gesamtjahr wurde eine Teuerungsrate von 3,3 Prozent ausgewiesen. "Das nur leichte Abflachen der Inflation zeigt, wie schwierig die Situation ist", sagte Peng Yunliang von Shanghai Securities.

Beobachter gehen davon aus, dass Peking das Wirtschaftswachstum drosseln muss. Das hätte auch Auswirkungen auf die Weltwirtschaft, die zunehmend von der chinesischen Nachfrage abhängt. Der Vorsitzende der nationalen Statistikbehörde, Ma Jiantang, machte die nachlässige Geldpolitik der Industrieländer für die steigenden Preise verantwortlich. Er räumte jedoch auch ein, dass Lohnerhöhungen und andere Faktoren in China die Preise ebenfalls in die Höhe treiben. Die Regierung habe bereits "bemerkenswerte Ergebnisse" erzielt, sagte Ma. "Die Preisentwicklung kann 2011 jedoch nicht auf die leichte Schulter genommen werden." Die hohen Inflationsraten haben offenbar die Nachfrage der Konsumenten bislang nicht abgeschwächt. Nach Angaben der Statistikbehörde stiegen 2010 die Umsätze im Einzelhandel inflationsbereinigt um 14,8 Prozent.

In den Städten erhöhte sich 2010 das jährliche Durchschnittseinkommen um 11,5 Prozent auf 21 033 Yuan (2365 Euro), in ländlichen Gebieten stieg der Jahresverdienst um 15 Prozent auf durchschnittlich 5919 Yuan (665 Euro).

Nach Einschätzung vieler Experten hat sich Chinas Wirtschaft auf eine gefährliche Abhängigkeit von der Immobilienwirtschaft und dem Baugewerbe eingelassen. Die Investitionen in diese Geschäftsbereiche wuchsen 2010 um 23,8 Prozent.

Der Verkauf von Landnutzungsrechten stieg 2010 um 70 Prozent und trieb die Grundstückspreise um 6,4 Prozent in die Höhe. Zahlreiche Kreditunternehmen außerhalb des Bankensektors haben die Menge des verfügbaren Geldes im vergangenen Jahr fast verdoppelt. "Wegen der Grundstücksblase gibt es überall im fragilen chinesischen Finanzsystem Risiken", sagt Yi Xianrong von der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften.

Experten warnten angesichts der hohen Liquidität unterdessen vor einer Überhitzung der Wirtschaft. Anfang der Woche wurde bekannt, dass die größten Geschäftsbanken in den ersten zehn Tagen des neuen Jahres Kredite in Höhe von 240 Milliarden Yuan (27,3 Milliarden Euro) bewilligt haben.