Belegschaft der Tiefdruckerei Broschek ist wütend

Hamburg. Schlechte Stimmung bei der Tiefdruckerei Broschek: Erst 2009 musste das Unternehmen Stellen abbauen. Und nun sind selbst die damals erhaltenen 150 Arbeitsplätze nicht mehr sicher. Hintergrund ist der Insolvenzantrag, den der Mutterkonzern Schlott in Freudenstadt gestern gestellt hat. Von ihm sind insgesamt 2100 Beschäftigte betroffen. Dazu zählen in Hamburg 220, weil neben Broschek noch einige kleine Tochterfirmen von Schlott in der Hansestadt tätig sind.

"Die Beschäftigten sind wütend, frustriert und fühlen sich ohnmächtig", sagte gestern der Betriebsratsvorsitzende Kai Schliemann dem Abendblatt. Immerhin hatte die Belegschaft 2009 kürzere Arbeitszeiten vereinbart, damit auf Lohn verzichtet, und 2010 weder Urlaubs- noch Weihnachtsgeld erhalten. "Jetzt fragen sich viele, ob alles vergebens war", so Schliemann.

Hintergrund für den Insolvenzantrag seien die "ruinösen Preise im Tiefdruck", sagte Schlott-Sprecher Marco Walz dem Abendblatt. Zudem seien die vorhandenen Überkapazitäten bei den Druckereien durch den Ausfall des Versandhauses Quelle als Kunden noch erhöht worden. Zudem spüre die Branche die Konkurrenz von Offset-Druckbetrieben, die zum Teil nicht an die mit der Gewerkschaft Ver.di ausgehandelten Löhne gebunden seien. Der stellvertretende Ver.di-Vorsitzende Frank Werneke kritisierte gestern aber auch die "gigantische Überschuldung des Unternehmens durch waghalsige Zukäufe".

Nach 27 Millionen Euro Verlust im Geschäftsjahr 2008/09 (zum 30. September) und roten Zahlen in den ersten neun Monaten 2009/10 waren die Verhandlungen über eine neue Unternehmensstrategie gescheitert. "Am Freitag ist uns ein Investor abgesprungen. Ohne frisches Geld haben auch die Banken gegen unser Konzept votiert", so Firmensprecher Walz.

"Wir gehen jetzt davon aus, dass bis Mitte nächster Woche ein Insolvenzverwalter eingesetzt wird", so der zuständige Hamburger Ver.di-Fachbereichsleiter Martin Dieckmann. Am kommenden Dienstag und Mittwoch berät der Konzernbetriebsrat in Nürnberg die Lage.