Für Fremdkunden kostet Geldabheben ab sofort bis zu 7,50 Euro. Privatbanken sind bei den neuen Gebühren am günstigsten, Sparkassen am teuersten.

Hamburg. Vieles bei Finanzen ist kompliziert - diese Botschaft lässt sich leicht merken: Wer Geld benötigt und nicht einen Automaten der eigenen Bankengruppe nutzen kann, hält sich von Ausgabestellen mit dem Sparkassen-S fern. Denn beim ab sofort geltenden neuen Gebührenmodell langen die Sparkassen zu und verlangen pro Auszahlung bis zu 7,50 Euro wie die Sparkasse Holstein. "Damit sind die Sparkassen und auch die Genossenschaftsbanken die teuersten Institute für Fremdkunden", sagte Max Herbst von der FMH-Finanzberatung dem Abendblatt.

+++ Bankgebühren im Norden +++

Nachdem das Bundeskartellamt 2010 Untersuchungen gegen die Banken wegen zu hoher Gebühren am Geldautomaten für Fremdkunden eingeleitet hatte, hat sich die Kreditwirtschaft auf ein neues Gebührenmodell geeinigt, das an diesem Sonnabend in Kraft tritt. Wer einen fremden Automaten nutzt, bekommt vorher angezeigt, was die Dienstleistung kostet. Bisher legte die eigene Bank fest, was die Nutzung eines Fremdinstituts kostete. Zusätzlich berechneten sich die Banken untereinander Gebühren. Beides fällt nun weg. Die Privatbanken haben sich darauf verständigt, pro Abhebung 1,95 Euro zu nehmen - bis zu knapp 70 Prozent weniger als bisher. Experten gehen davon aus, dass eine Auszahlung nicht mehr als einen Euro kostet.

Die Transparenz am Geldautomaten soll den Wettbewerb stärken. Denn Kunden können die Geldauszahlung abbrechen, wenn ihnen der Preis zu hoch erscheint. Mit 26 000 Automaten verfügen die Sparkassen über das dichteste Netz und rechtfertigen damit auch ihre hohen Preise. Experten gehen allerdings davon aus, dass sie dieses Preisniveau auf Dauer nicht halten können.

"Der Druck auf die Sparkassen wird wachsen, denn mit den hohen Gebühren werden die Kunden nur abgeschreckt", sagt Horst Biallo vom Verbraucherportal biallo.de. "Auch die Sparkassen werden sich mit ihren Preisen noch an die der privaten Banken annähern." Zwar haben Sparkassen und Volksbanken im ländlichen Bereich fast ein Geldautomatenmonopol, doch gerade dieser Umstand macht die Institute auch angreifbar. "Wir werden die Entwicklung aufmerksam verfolgen und behalten uns vor, einzuschreiten, wenn marktbeherrschende Stellungen ausgenutzt werden", sagt ein Sprecher des Kartellamts dem Abendblatt. Die Behörde hatte im Juli Gebühren von fünf Euro, wie sie jetzt etwa die Sparkasse Bremen verlangt, als nicht hinnehmbar bezeichnet. Nicht ohne Grund bleiben die meisten Volksbanken mit ihren Preisen knapp unter vier Euro.

Auf dem Lande gibt es aber auch Alternativen. "Eine Shell- oder Aral-Tankstelle findet sich dort immer", sagt Herbst. Die Postbank unterhält bei Shell und die ING DiBa bei Aral je 1300 Geldautomaten. Die Kosten für Fremdkunden: 1,95 Euro pro Abhebung.