Berlin. Nach monatelangen Verhandlungen ist ein Kompromiss gefunden. Für die Beschäftigten im Schienenpersonennahverkehr gelten ab 1. Februar erstmals einheitliche Tarifstandards. In einem Schlichtungsverfahren unter Leitung des früheren SPD-Bundestagsfraktionschefs Peter Struck einigten sich die Verhandlungsparteien auf den Abschluss eines Branchentarifvertrags.

Der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Alexander Kirchner, bezeichnete das Ergebnis als "Meilenstein in der Tarifgeschichte der deutschen Eisenbahn". Der Wettbewerb bei Ausschreibungen werde nun nicht mehr auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen. "Die Spirale des Lohndumpings nach unten ist beendet. Das ist ein großer Erfolg", sagte Kirchner dem Abendblatt.

Mit dem Branchentarifvertrag verpflichten sich die führenden Bahnunternehmen - Abellio, Arriva, Benex, Keolis, Veolia und Hessische Landesbahn - bei Ausschreibungen im Nahverkehr ab Mai mit Personalkosten zu kalkulieren, die weitgehend dem Vergütungsniveau der Deutschen Bahn (DB) entsprechen. Der Abstand werde maximal 6,5 Prozent betragen, sagte DB-Personalvorstand Ulrich Weber. Bislang liegt er bis zu 20 Prozent unter diesem Niveau. Die Gewerkschaft verhandelte für 35 000 Beschäftigte.

Für die Privatbahnen hat der Abschluss "die Grenze unserer Belastbarkeit erreicht", sagt Verhandlungsführerin Ulrike Riedel, die auch Arbeitsdirektorin der Hamburger-Hochbahn-Tochter Benex ist. Der Kompromiss sei aber ein guter, so Riedel: "Alle mussten ein bisschen bluten, jeder hat sich auf den anderen zu bewegt."