Berlin. Führende deutsche Manager sprechen sich angesichts der guten Konjunktur für spürbare Lohnerhöhungen aus. "Wir müssen die Arbeitnehmer selbstverständlich im Rahmen der Möglichkeiten am Aufschwung beteiligen", sagte Deutsche-Post-Chef Frank Appel der "Welt am Sonntag". Dabei könne es jedoch nicht in allen Branchen dieselben Zuschläge geben: "Nicht überall läuft es gleich gut", sagte Appel.

BASF-Chef Jürgen Hambrecht sagte der Zeitung: "Natürlich besteht die Forderung nach mehr Geld für die Mitarbeiter, und sie ist auch berechtigt." In den meisten Firmen gebe es erfolgsabhängige Prämien, und die würden je nach Branche zwischen 20 und 50 Prozent höher ausfallen als im Vorjahr.

Beide Manager warnten allerdings vor zu hohen Forderungen der Gewerkschaften. "Der große Schluck aus der Pulle ist mit Vorsicht zu genießen", sagte Hambrecht mit Blick auf die Sicherung der Arbeitsplätze. "Wir dürfen nicht aus dem Auge verlieren, dass wir mit dem Aufschwung 2010 gerade einmal den Einbruch von 2009 wettgemacht haben", sagte Appel. Telekom-Chef René Obermann sagte in "Bild am Sonntag" ("BamS") an die Adresse der Gewerkschaften gerichtet: "Man sollte weiterhin mit Augenmaß vorgehen, damit wir auch in zehn Jahren noch gut dastehen."

Der Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, geht ebenfalls von Lohnerhöhungen in diesem Jahr aus. "Lassen Sie die Drei vor dem Komma stehen, um den Spielraum abzustecken", sagte Hüther dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Da die Preise stabil seien, "wird dieses Jahr mit Sicherheit real etwas bei den Arbeitnehmern ankommen", so der Ökonom.

Die Bundesregierung geht dem "Spiegel" zufolge in ihrem Jahreswirtschaftsbericht von einem andauernden und robusten Wachstum für Deutschland aus. In diesem Jahr werde die Wirtschaftsleistung in einer Spannbreite zwischen 2,1 und 2,4 Prozent zulegen, heißt es demnach in einer internen Vorlage des Bundeswirtschaftsministeriums. Bisher war mit einem Zuwachs von 1,8 Prozent gerechnet worden. 2012 sei ein Zuwachs zwischen 1,6 und 1,9 Prozent zu erwarten.