Aktien und Edelmetall werden von Experten die höchsten Chancen eingeräumt. Sichere Alternativen wie Festgeld bringen nur zwei Prozent.

Hamburg. Wer im nächsten Jahr mit Zinsen Geld verdienen will, der muss genügsam sein. "Die Notenbanken in den USA und auch in Europa werden kaum an der Zinsschraube drehen", sagt Jochen Intelmann, Chefvolkswirt der Hamburger Sparkasse. Damit bleibt das Signal für wieder steigende Zinsen aus. "Die Banken einiger Euro-Staaten hängen bei der Versorgung mit Liquidität am Tropf der Europäischen Zentralbank", sagt Intelmann. "Eine Zinserhöhung würde ihre Lage weiter verschärfen."

Festgeld bringt zwei Prozent

Das spricht nicht für steigende Zinsen. Doch zumindest der Tiefpunkt ist überwunden. Der Zinssatz, zu dem sich die Banken untereinander Geld leihen, ist in den letzten drei Monaten um 0,3 Prozentpunkte gestiegen. "Die Banken misstrauen sich wegen der Euro-Krise wieder stärker untereinander und leihen sich gegenseitig weniger Geld", sagt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung. Deshalb sind die Institute stärker auf die Gelder der Kunden angewiesen. Als Folge erwartet Experte Herbst bei den Sparzinsen einen kleinen Schub nach oben. "Sparer sind deshalb gut beraten, sich bei der Geldanlage nicht zu lange zu binden oder auf das flexible Tagesgeld zu setzen", sagt Anabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Bei der GE Capital gibt es 2,10 Prozent Zinsen für das Tagesgeld und bei der Volkswagen Bank zwei Prozent. Wer sein Geld für ein Jahr fest anlegt, bekommt bei der NIBC Bank 2,40 Prozent Zinsen. Die Santander Consumer Bank zahlt 2,25 Prozent und die Deutsche Bank immerhin zwei Prozent Zinsen. Die letzten beiden Angebote eignen sich für alle, die inländische Banken bei der Geldanlage bevorzugen. Alle Banken in der Europäischen Union bieten ab 1. Januar eine einheitliche gesetzlichen Einlagensicherung von 100 000 Euro pro Kunde.

Kursverluste drohen bei Bundesanleihen

Noch schwieriger wird es für Anleger, die ihr Geld in sichere Anleihen anlegen wollen. Knapp sieben Prozent konnte man inklusive Kursgewinnen in diesem Jahr mit zehnjährigen Bundesanleihen verdienen. Das wird sich so kaum wiederholen. Seit Ende August sind diese Renditen um 50 Prozent gestiegen. Für die Besitzer der Papiere bedeutet das aber, dass der Kurs der Anleihe sinkt. So können sich schnell Kursverluste ergeben, wenn die Anleihe vor der Fälligkeit verkauft werden soll. Auch Anleger von Rentenfonds sollten jetzt wieder verstärkt auf die Wertentwicklung ihrer Anteile achten. Denn Kursverluste können sich auch hier zeigen.

Risikobereite kaufen spanische Anleihen

Aktuell sind drei Prozent Rendite mit zehnjährigen Bundesanleihen zu wenig, um sich dem Risiko weiter steigender Zinsen auszusetzen. Die meisten Experten rechnen 2011 nur mit einem leichten Anstieg der langfristigen Zinsen. So sehen Postbank und Commerzbank die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen Ende 2011 bei 3,20 Prozent, die Haspa bei 3,50 Prozent. Doch für Folker Hellmeyer, Chefvolkswirt der Bremer Landesbank, sind höhere Renditen von 3,90 bis 4,20 Prozent wahrscheinlich. Nach seiner Einschätzung werden die spekulativen Zuflüsse in deutsche Staatsanleihen abnehmen, was die Rendite steigen lässt "und die Risikoaufschläge der Anleihen der Reformländer (Portugal, Spanien, Griechenland) überproportional sinken".

Bei der unklaren Perspektive halten sich Anleger mit Langfristengagements zurück, bis die Lage übersichtlicher ist. Die Laufzeiten sollten zwei bis drei Jahre nicht überschreiten, wobei Firmenanleihen (Rating nicht schlechter als BBB) gegenüber Staatspapieren bevorzugt werden können. Spekulativer Tipp: Risikobereite Anleger können auch teilweise in spanische oder portugiesische Staatsanleihen investieren, vorausgesetzt sie laufen nicht länger als bis Mitte 2012. Damit sind Renditen von drei bis vier Prozent drin - Kursgewinne noch nicht mitgerechnet.

Baugeld wird teurer, DAX dürfte steigen

An der Zinsentwicklung der Bundesanleihen hängt auch der Preis für das Baugeld, und die eigenen vier Wände sind für einen Großteil der Deutschen noch die beliebteste Geldanlage. "Die Trendwende am Zinsmarkt hat sich vollzogen", sagt Robert Haselsteiner, Vorstand der Interhyp AG, einem Vermittler von Baufinanzierungen. Er rechnet für 2011 mit tendenziell steigenden Zinsen. Noch sind sie bei günstigen Anbietern mit vier Prozent für ein zehnjähriges Hypothekendarlehen auf einem historisch niedrigen Niveau.

Nachdem der Deutsche Aktienindex (DAX) schon 2009 (plus 23,8 Prozent) und 2010 (plus 17,2 Prozent) gestiegen ist, sind die Experten abermals für 2011 optimistisch. "Neue historische Höchstmarken stehen für den DAX auf der Agenda", sagt Hellmeyer. Dabei spiele die konservative Bewertung der Dividendenpapiere neben den guten Konjunkturaussichten eine dominierende Rolle. "2011 wird das globale Wachstum die Aktienmärkte weiter positiv beeinflussen", sagt Hellmeyer. Er sieht den DAX auf über 8150 Punkte steigen. Eine Korrektur sei bis 6500 Punkte möglich. Auch die Haspa erwartet wegen steigender Unternehmensgewinne 7500 bis 8000 Punkte beim deutschen Kursbarometer.

Chancen in Asien und Lateinamerika

Interessante Anlagemöglichkeiten ergeben sich auch in Asien und Lateinamerika. "In den asiatischen Schwellenländern wächst die Binnennachfrage stetig und die Ausgaben für den Ausbau der Infrastruktur steigen", sagt Teera Chanpongsang, Fondsmanager von Fidelity. So könnten die Unternehmensgewinne stark wachsen. Auch Lateinamerika profitiert von wirtschaftsfreundlichen Reformen und einer soliden finanziellen Lage der Banken. Risikofaktoren sind für Lateinamerika ein neuer Schwächeanfall der US-Wirtschaft und für Asien politische Entscheidungen in China, die das Wachstum der asiatischen Lokomotive stark drosseln.

Gold und Silber bleiben gefragt

Bei den Edelmetallen wird auch 2011 mit einer steigenden Nachfrage gerechnet. Solange die Notenbanken eine Politik des lockeren Geldes betreiben und die Euro-Schuldenkrise ungelöst ist, sichern sich Anleger mit den nicht beliebig vermehrbaren Edelmetallen Gold und Silber ab. "Ich rechne damit, dass der Silberpreis im nächsten Jahr auf 35 bis 50 Dollar steigt", sagt der Silberexperte Thorsten Schulte. Heftige Kursrückschläge auf diesem Weg schließt er allerdings nicht aus. Aktuell liegt der Silberpreis bei 30 Dollar je Feinunze (31,10 Gramm). "Gold sehen wir im Verlauf des Jahres 2011 auf bis zu 1800 Dollar je Feinunze steigen", sagt Ingo Schmidt von der Haspa. Das wäre zum aktuellen Preis ein Plus von immerhin rund 28 Prozent.