Auch Mittelständler hoffen im Rahmen des Staatsbesuchs auf gute Geschäfte mit den Asiaten

Berlin. Das boomende China will milliardenschwere Aufträge an deutsche Konzerne vergeben. Beim Deutschland-Besuch von Vize-Ministerpräsident Li Keqiang wollen allein die Autobauer Volkswagen und Daimler heute Verträge im Milliardenumfang unterzeichnen. Insgesamt gehe es um Abkommen im Wert von etwa fünf bis sechs Milliarden Dollar (bis zu 4,6 Milliarden Euro), hieß es im Umfeld der Bundesregierung. Branchenkreisen zufolge entfällt mehr als die Hälfte des Volumens auf Volkswagen. Der Wolfsburger Konzern wollte dies zunächst nicht kommentieren.

Auch der Chemiekonzern BASF hofft darauf, sein China-Geschäft ausbauen zu können. Daneben wollen Mittelständler zum Zuge kommen, unter anderem der Textilmaschinenhersteller Oerlikon Neumag. Gestern Abend wollte Li in Berlin mit Topmanagern von deutschen DAX-Konzernen und Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) zusammentreffen.

Amnesty International sieht besondere Verantwortung der Wirtschaft

Der 55-jährige Li wird als potenzieller Nachfolger des amtierenden Ministerpräsidenten Wen Jiabao gehandelt. Li hatte angekündigt, die Wirtschaftsbeziehungen mit Deutschland vertiefen zu wollen. Brüderle forderte die chinesische Regierung auf, die Sorgen deutscher Unternehmen ernst zu nehmen. Peking bevorzuge noch zu oft einheimische Firmen gegenüber der ausländischen Konkurrenz, sagte er dem "Handelsblatt". Deutschland ist fünftwichtigster Handelspartner der asiatischen Wirtschaftsmacht.

Amnesty International sieht die in China aktiven deutschen Unternehmen in einer besonderen Verantwortung. "Die Wirtschaft muss sich für die Einhaltung der Menschenrechte aussprechen", sagte der China-Experte der Menschenrechtsorganisation, Dirk Pleiter. "Arbeitnehmer müssen ihre Interessen kundtun dürfen, indem beispielsweise Betriebsratsmodelle zugelassen werden."