Audi will eigene Wege mit Wankelmotor gehen und verärgert Mutterkonzern Volkswagen

Hamburg. Martin Winterkorn und Ferdinand Piëch, die beiden starken Männer im Volkswagen-Konzern, haben es nicht so gern, wenn die Markenchefs ihr eigenes Süppchen kochen. Soweit möglich ist Einheitlichkeit Trumpf. Die Manager der Konzerntochter Audi galten bislang nicht unbedingt als Hort des Widerstandes, doch ausgerechnet die Premiumtochter aus Ingolstadt schert nun aus, will einen Alleingang und zettelt damit mächtig Streit im Konzern an.

Es geht um die Zukunftstechnik für Elektroautos. Offenbar versucht Audi, ein eigenes Antriebskonzept durchzusetzen. Geplant sei die Serienfertigung von Autos mit einem Wankelmotor, wie die "Financial Times Deutschland" berichtet. Der Wankelmotor eines Autos lädt den Stromakku während der Fahrt automatisch wieder auf. Das ist bei reinen Elektrofahrzeugen nicht der Fall, die auf eine externe Energiequelle angewiesen sind. Wagen mit Hybridmotor verfügen über einen konventionellen Verbrennungs- und einen Elektromotor.

Doch vom Wankelmotor hält man in Wolfsburg nicht allzu viel. Die Konzernzentrale strebe eine gemeinsame Elektroautostrategie für alle Marken an, schreibt das Blatt. Wolfsburg setzt auf den konventionellen Hybridantrieb, bei dem ein Elektro- und ein Verbrennungsmotor das Auto gemeinsam bewegen. Wankel- oder Einheitselektromotor, das ist nun die Frage im VW-Konzern.

Der Streit hat auch einen finanziellen Hintergrund: Volkswagen will mit Marken wie Seat, Skoda, Porsche oder Scania zum größten Autobauer der Welt aufsteigen. Um Kosten zu sparen, sollen diese Marken möglichst viele gleiche Teile in ihre Modelle einbauen. Damit drohen aber gerade Premiumhersteller wie Audi ihr Profil zu verlieren. Für Unternehmenschef Rupert Stadler ist der Wankelmotor somit unter anderem auch ein Prestigeprojekt.

Eine grundsätzliche Entscheidung über die Serienfertigung der Elektrowagen mit Wankelmotor sei bei Audi aber noch nicht gefallen, hieß es weiter. Allerdings soll es bereits Anfang Februar so weit sein - wenn der gerade mit einer Vertragsverlängerung gestärkte Volkswagen-Chef Martin Winterkorn die Konzerntochter nicht zurückpfeift.

Audi will Daimler und BMW als Premiumanbieter überholen

Sollten sich die Ingolstädter gegen die Zentrale durchsetzen, könnte der sogenannte A1 E-Tron bis 2013 in Serie gehen. Dieser A1 E-Tron hat neben dem Elektromotor einen kleinen Wankelmotor, der Strom erzeugt und so die Reichweite des Wagens von 50 auf 250 Kilometer erhöhen soll. Audi will Daimler und BMW überholen und zum führenden Premiumanbieter aufsteigen.

Der VW-Konzern muss sich mächtig ins Zeug legen, um den Anschluss beim Thema Elektromobilität nicht zu verlieren. Japanische Autobauer wie Mitsubishi oder Nissan haben bereits serienreife E-Mobile auf den Markt gebracht, die Chinesen gelten beim Bau der Batterie - künftig wohl das Herz der E-Autos - als führend. Noch hinken die deutschen Hersteller hinterher, wohl auch, weil sich ihr Vorsprung bislang vor allem auf die hohe Qualität ihrer Motoren gründet. Und das waren bislang Verbrennungsmotoren.