Länder verärgert über Pannen im Regionalverkehr. Nur Züge, die auch fahren, werden vergütet

Hamburg. Das Winterchaos auf den Schienen hat ein finanzielles Nachspiel: Der Deutschen Bahn und ihren Wettbewerbern drohen wegen ausgefallener und verspäteter Züge Millionenausfälle. Mehrere Flächenbundesländer, die bei den Anbietern Leistungen im Regional- und Nahverkehr bestellen und dafür Millionenzuschüsse an die Schienenunternehmen zahlen, wollen Vertragsverstöße geltend machen.

Thüringen will von den Anbietern des regionalen Bahnverkehrs 2,5 bis drei Millionen Euro zurückhaben. Hauptgrund seien Zugausfälle, aber auch stark verspätete Züge, sagte der Sprecher des Verkehrsministeriums, Fried Dahmen, der Nachrichtenagentur dpa. Das Verkehrsministerium in Sachsen-Anhalt berichtete, bislang seien im Dezember rund 2800 Züge ausgefallen. Der Einbehalt werde voraussichtlich allein dafür bei mehr als einer Million Euro liegen. Die Mittel würden in den öffentlichen Nahverkehr investiert.

Auch in Schleswig-Holstein sind Verbindungen ausgefallen. "Wir bezahlen aber nur jene Züge, die tatsächlich eingesetzt wurden", sagte eine Sprecherin des Verkehrsministeriums dem Abendblatt. Derzeit fallen zum Beispiel bis auf Weiteres jeder zweite Zug zwischen Kiel und Lübeck sowie die Züge der Nord-Ostsee-Bahn (NOB) zwischen Kiel und Eckernförde aus. Wie viel Geld wegen Ausfällen und Verspätungen das Land in diesem Winter einbehalten wird, sei noch nicht berechnet worden. Verkehrsminister Jost de Jager (CDU) will aber zum Jahresanfang eine Gesprächsrunde einberufen, um über weitere Sanktionen gegen die Bahnen zu beraten. Auch Niedersachsen wird die Schienenunternehmen nur nach Erbringung der Leistung bezuschussen. "Der Schadenersatz bei Nichtfahren der Züge und heftigen Verspätungen ist in den Verträgen mit den Unternehmen geregelt", sagte ein Ministeriumssprecher dem Abendblatt.

Unterdessen macht die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) eine unzureichende Personalausstattung bei den Bahnunternehmen und praxisfernes Management für das derzeitige Winterchaos auf den Schienen verantwortlich. Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky sagte der Nachrichtenagentur dapd, allein bei der Bahn fehlten 500 Lokführer. Schließe man die Wettbewerber mit ein, seien es sogar 800. Er kündigte an, eine Ausbildungsoffensive zu fordern. Der neuen Managerriege um den Bahn-Vorstandsvorsitzenden Rüdiger Grube warf er vor, sie gehe die notwendigen Änderungen zu langsam an.