Zwei statt 2,25 Prozent empfiehlt zuständiges Gremium für Neuverträge ab 2012

Köln. Die garantierte Verzinsung von Lebensversicherungen dürfte 2012 sinken. Das zuständige Gremium, die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV), teilte gestern in Köln mit, sie habe dem Finanzministerium empfohlen, den Garantiezins von Neuverträgen ab 1. Januar 2012 von 2,25 auf 2,00 Prozent zu senken. Grund sei, dass Renditen der Anleihen von Staaten mit guter Bonität deutlich gesunken seien. Diese Anleihen sind ein wichtiger Pfeiler der Anlagestrategie von Lebensversicherungen und privaten Rentenversicherungen.

Die DAV, der Zusammenschluss der deutschen Versicherungs- und Finanzmathematiker, empfiehlt dem Finanzministerium jährlich einen Garantiezins, den das Ministerium dann festlegt. Versicherungen dürfen Kunden keine höheren Zinsen garantieren. So soll verhindert werden, dass Anbieter wegen zu hoher Zinsversprechen in Niedrigzinsphasen an den Kapitalmärkten in Schieflage geraten. Nach dem Garantiezins berechnet sich, was Kunden von Lebensversicherungen am Ende der Laufzeit mindestens bekommen, unabhängig davon, wie viele zusätzliche Überschüsse eine Versicherung erwirtschaftet und an die Kunden auszahlt. Der jeweilige Garantiezins gilt nur für neu geschlossene Verträge, alte Verträge laufen mit dem bei Abschluss gültigen Garantiezins weiter.

BaFin rät Versicherungen, Reserven für Altverträge aufzustocken

Allerdings befürchtet die Finanzaufsicht BaFin, dass die Lebensversicherer womöglich auch bei bestehenden Verträgen die Zinsgarantien für ihre Kunden nicht einhalten. Die Behörde hat daher laut "Financial Times Deutschland" die Versicherungen aufgefordert, die Rückstellungen für einen Teil ihrer Verträge schon im kommenden Jahr deutlich zu erhöhen. Auch hier sind der Hintergrund die niedrigen Zinsen, die Versicherer derzeit für Kapitalanlagen in Anleihen erhielten. Die Erträge hieraus könnten laut BaFin nicht ausreichen, um die Ansprüche der Versicherten zu befriedigen. Betroffen von der BaFin-Forderung seien Rückstellungen für klassische Lebensversicherungen, die zwischen 1995 und 2000 angeboten wurden. Sie würden über die gesamte Laufzeit mit vier Prozent auf den Sparanteil der Prämie verzinst.

Die Versicherungsunternehmen reagierten den Angaben zufolge gelassen auf die Forderungen. Sie beträfen nur einen Teil der 91,5 Millionen Lebensversicherungsverträge und seien zeitlich gestreckt. Die Gesellschaften könnten deshalb die notwendigen Mittel aus Überschüssen aufbringen, sagte ein Vorstand eines mittelgroßen Lebensversicherers. Allerdings sei ein Rückzug einiger Gesellschaften aus dem Geschäft mit den Lebensversicherungen zu erwarten.