Hamburg. Die Pharmaindustrie in Norddeutschland sorgt sich um Umsatz, Gewinne und Beschäftigung. Jeder zehnte der rund 7000 Arbeitsplätze der Branche in Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen sei in den kommenden fünf Jahren in Gefahr, sagte Jochen Wilkens, Geschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) in Norddeutschland. Ursache sei die Berliner Gesundheitspolitik, die zunehmend unberechenbare Maßnahmen zur Kostendämpfung verordne. "Ohne grundsätzliche konzeptionelle Änderungen in der Gesundheitspolitik sind Arbeitsplätze und Investitionen bedroht", so Wilkens.

In den drei Nordländern haben derzeit 36 mittelständische Pharmaunternehmen ihren Sitz, mit einem Schwerpunkt in Schleswig-Holstein. Der Umsatz der Branche reduzierte sich in den ersten zehn Monaten gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um rund sieben Prozent auf 2,35 Milliarden Euro - während gleichzeitig die Chemieindustrie insgesamt ebenso wie andere Industriebranchen nach der Krise auf Erholungskurs steuert. "Entsprechend schlecht ist die Stimmung der Pharmafirmen", sagte Wilkens. Bei einer Verbandsumfrage beurteilten 82 Prozent der befragten Unternehmen die Zukunft des Pharma-Standortes Deutschland negativ. Zu 100 Prozent einig waren sich die Unternehmen, dass der Standort nicht berechenbar sei. Das Wedeler Unternehmen AstraZeneca hat bereits auf den Trend reagiert und in den vergangenen Monaten rund 80 Stellen gestrichen.

Die Branche habe angesichts der zunehmenden Alterung in Deutschland und dem steigenden Bedarf an Medikamenten positive Perspektiven. Sie benötige aber verlässliche Rahmenbedingungen, wenn sie erfolgreich arbeiten und investieren solle.