Es werden Schäden in Milliardenhöhe befürchtet. Es gibt aber auch Profiteure vom Winter. Firmen wir Globetrotter oder Salzhersteller.

Hamburg. Der harte Winter setzt Unternehmen und Verbrauchern stark zu. Vermehrte Unfälle, verspätete Auslieferungen von Waren und die zahlreichen Krankheitsfälle wegen Erkältungen richten einen Schaden in Milliardenhöhe an. Unter dem Strich erwartet DIHK-Chefvolkswirt Volker Treier rund drei Milliarden Euro Kosten wegen der aktuellen Minustemperaturen. Auch die Versicherungsbranche fürchtet höhere Aufwendungen. "In der Zeit von Dezember 2009 bis März 2010 hatten wir zusätzliche Ausgaben in der Kfz-Versicherung von rund 230 Millionen Euro und bei den Sachversicherungen von rund 500 Millionen Euro", sagt Katrin Rüter de Escobar vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Die erneute Eiseskälte könnte nach Expertenmeinung zu ähnlichen Kosten führen.

Es gibt aber auch Unternehmen, die von der Kältewelle profitieren. Zum Beispiel Kali und Salz (K+S) aus Kassel: "Wir haben unseren Umsatz mit Auftausalz gegenüber dem Dezember 2009 noch einmal verdreifacht", so Unternehmenssprecher Ulrich Göbel zum Abendblatt. Allerdings wirke sich ein solcher Nachfrageboom kaum auf die Preise aus - aber auf den Absatz. "Unsere Kunden sind vornehmlich Großabnehmer der öffentlichen Hand wie Kommunen und Autobahnmeistereien." Fast ausverkauft sind auch Winterreifen. "Unsere Werke arbeiten an der Kapazitätsgrenze, und bald schon müssen wir auf Sommerreifen umstellen, um dann keine Lieferprobleme zu haben", sagte Conti-Sprecher Klaus Engelhart dem Abendblatt. Der Verband der Reifenhändler warnt sogar schon vor Engpässen. Mit der Produktion kommt auch das Schweizer Chemieunternehmen Clariant kaum nach: Der Konzern stellt rund um die Uhr Enteisungsmittel für die Flughäfen in ganz Europa her. Trotzdem kam es in Deutschland schon zur Knappheit.

Auch Hamburger Unternehmen zählen zu den Profiteuren der Kälte. Seit dem Schneeeinfall kaufen die Kunden beim Outdoorspezialisten Globetrotter die Regale leer. "Einige Schlittenmodelle und auch bestimmte Daunenjacken können wir nicht mehr liefern", sagt Firmensprecher Timo Brakenhoff. Allerdings kündigt er schnelle Abhilfe an. "Gerade bei Schlitten stammen unsere Lieferanten aus Deutschland und anderen EU-Staaten. Wir haben bereits nachbestellt, die neuen Modelle sind bald wieder vorrätig." Warten müssen allerdings Kunden, die sogenannte Taschenöfen, also Miniheizungen für die Jackentasche haben wollen. "Die mit Benzin oder Kohle betriebenen Modelle sind ebenfalls bis Mitte Januar ausverkauft", so Brakenhoff. Leere Regale gebe es dennoch nicht. 80 Prozent des Stammsortimentes seien nach wie vor vorrätig. Dennoch müssen Kunden, die Waren im Onlineshop bestellen, mehr Geduld haben als früher. "Durch die Witterungsverhältnisse dauert die Zustellung sieben, statt ansonsten zwei bis drei Tage", so Brakenhoff. Globetrotter sieht sich als Profiteur des harten Winters. "Das war auch schon 2009 so. Inzwischen hat sich bei uns der Winter neben den Ferienzeiten zu einer weiteren Saison entwickelt."

"Gefütterte Schuhe und Stiefel und alles, was wärmt, läuft derzeit sehr gut", sagt Ludwig Görtz, Mitinhaber der gleichnamigen Hamburger Schuhhandelskette. Der diesjährige Dezember laufe "deutlich besser als der Dezember 2009". Auch Görtz meldet bereits "Lücken im Sortiment. Aber wir haben schon frühzeitig weitere Ware bei unseren Herstellern geordert."

Unter den Verlierern sind Fluggesellschaften und Flughäfen

Zu den größten Verlierern gehören neben der Bauwirtschaft auch die Flughäfen, die Luftfahrtgesellschaften und die Reiseveranstalter. Am Frankfurter Flughafen mussten bislang "viele Hundert Flüge" gestrichen werden, sagt Fraport-Sprecher Jürgen Harrer. Zu einem großen Teil seien die Ausfälle allerdings darauf zurückzuführen, dass Flüge aus anderen europäischen Städten annulliert werden. "Die Belastungen aus Einnahmeausfällen und erhöhten Kosten für den Winterdienst gehen in die Millionen", so Harrer.

So auch in Hamburg: "Es muss extrem viel Schnee geräumt werden, außerdem haben wir unter anderem für die Betreuung der Passagiere von gestrichenen oder verspäteten Flügen und für die Enteisung der Flugzeuge erhöhten Personalaufwand", sagt Flughafensprecherin Stefanie Harder. Zudem bleiben Einnahmen aus, weil weniger Passagiere die Angebote der Gastronomie und des Einzelhandels wahrnehmen. "Im Dezember sind in Hamburg bisher rund 650 Flüge ausgefallen, meist wegen des schlechten Wetters an den europäischen Luftdrehkreuzen."

Bei der Lufthansa hatte man eigentlich vor, schon heute wieder auf den regulären Flugplan überzugehen. "Die überraschenden, heftigen Schneefälle in der Nacht zum Dienstag haben einen Strich durch diese Planung gemacht", sagte Lufthansa-Sprecher Thomas Jachnow. Noch sei es aber viel zu früh, die bisherigen Belastungen durch Schnee und Eis beziffern zu können.