Gläubiger übernehmen Modellbahnhersteller. Zustimmung zum Plan des Insolvenzverwalters

Göppingen. Die Signale für den Modelleisenbahnhersteller Märklin stehen wieder auf Grün, die 1000 Mitarbeiter in Göppingen und Ungarn können aufatmen: Das Unternehmen lässt die Insolvenz hinter sich und soll aus eigener Kraft Fahrt aufnehmen. Dem stimmten gestern bei einem Treffen 99,8 Prozent der Gläubiger zu. "Der Insolvenzplan greift sofort, weil wir 33 Millionen Euro an die Gläubiger auszahlen", sagte Insolvenzverwalter Michael Pluta. Das Geld hat Märklin in den vergangenen beiden Jahren verdient.

Das Unternehmen stehe gut da, sagte der noch amtierende Geschäftsführer Kurt Seitzinger. Zwar werde man 2010 nicht ganz den angepeilten Umsatz von 115 Millionen Euro erreichen, dafür aber einen operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von neun Millionen Euro einfahren. 2009 lagen die Erlöse bei 111 Millionen Euro. Märklin schrieb operativ schwarze Zahlen.

Ursprünglich wollte Pluta das Unternehmen nach der Insolvenz an einen Investor verkaufen. "Man muss den Patienten aber erst heilen und restrukturieren, bevor man ihn verkauft", so der Insolvenzverwalter gestern. Nach der Entscheidung bei der Versammlung gehört Märklin jetzt den Gläubigern.

Die 33 Millionen Euro Sofortausschüttung gehen nun vor allem an die Banken unter den 1350 Gläubigern. Die Kreissparkasse Göppingen, die BW-Bank und Goldman Sachs forderten als Hauptgläubiger 61 der insgesamt 93 Millionen Euro. Sie erhalten zunächst 27 Millionen Euro. Sie sind sogenannte besicherte Gläubiger. Denn die Institute hatten ihre Forderungen über den Zugriff auf Gebäude oder Produkte abgesichert.

Die "unbesicherten" Gläubiger, darunter viele Firmen oder Privatpersonen mit kleineren Forderungen an den Spielzeughersteller, erhalten zunächst nur rund zehn Prozent ihres Geldes zurück - das sind 2,5 Millionen Euro. Für ihre restlichen Forderungen bekommen sie "Besserungsscheine", mit denen sie ein Anrecht auf einen Erlös aus einem späteren Verkauf geltend machen können. Zudem entfallen drei Millionen Euro der Ausschüttung auf Kosten für den Sozialplan für die rund 430 abgebauten Stellen bei Märklin.

Die weiterhin von den Gläubigern kontrollierte Märklin Holding erhält zur Überwachung der Geschäftsführung einen dreiköpfigen Expertenbeirat. Darin sollen die Gläubiger, der Insolvenzverwalter und Kurt Seitzinger als Vorsitzender vertreten sein. Dem Insolvenzplan müssen nun noch die Finanzbehörden und die Stadt Göppingen zustimmen.