Madrid. Das in der Schuldenkrise ins Visier der Märkte geratene Spanien muss nach Ansicht der OECD den Gürtel noch enger schnallen: Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) empfiehlt in ihrem gestern vorgelegten Länderbericht eine erneute Anhebung der Mehrwertsteuer, obwohl sie erst im Juli von 16 auf 18 Prozent erhöht wurde. Zudem sollen die Spanier später in Rente gehen - mit 67 und nicht wie bisher bereits mit 65 Jahren. Die bittere Medizin ist aus Sicht der OECD nötig, da Spanien an einer eklatanten Wachstumsschwäche krankt.

Die Organisation hält das von der Regierung ausgegebene Ziel für 2012 von 2,5 Prozent Wachstum für illusorisch und geht selbst von nur 1,8 Prozent aus. Damit müssen zusätzliche Einnahmen her, wenn das Land seine Ziele beim Schuldenabbau erreichen und bei den Investoren das nötige Vertrauen schaffen will. Spanien hatte erst Anfang dieses Jahres die Rezession hinter sich gelassen. Doch kommt das nach dem Platzen einer Immobilienblase geschwächte Land nicht recht auf die Beine. Um an frisches Geld an den Kapitalmärkten zu gelangen, muss der südeuropäische Staat immer höhere Risikoaufschläge berappen.

Trotz aller Anstrengungen beim Schuldenabbau wird es Spanien nach Einschätzung des weltgrößten Anleiheninvestors Pimco nicht schaffen, die Schuldenkrise ohne Unterstützung seiner EU-Partner zu meistern. "Über kurz oder lang kommen wir an einer Euro-Anleihe nicht vorbei", sagte Andrew Bosomworth, Leiter des Portfoliomanagements der Allianz-Tochter, der Zeitung "Die Welt".