Hamburger Kupferhütte schafft neue Arbeitsplätze. Sorge um Kosten für CO2-Zertifikate

Hamburg. Für Europas größte Kupferhütte Aurubis ist die Krise vorbei. Vorstandschef Bernd Drouven rechnet künftig mit einem steigenden Absatz des roten Metalls. "Die technologische Entwicklung in Europa aber auch in China lässt die Nachfrage nach Kupfer stark wachsen", sagte Drouven gestern bei der Bilanzvorlage in Hamburg. So erwartet er allein für China, das derzeit mit 7,2 Millionen Tonnen für mehr als ein Drittel des weltweiten Verbrauchs steht, einen Zuwachs um insgesamt 35 Prozent bis 2015. "Aber auch für das Verlegen von Stromkabeln in die Erde, für Windenergieanlagen in Europa sowie Hybrid- und Elektroautos wird Kupfer gebraucht", sagte Drouven. Allein bei einem Pkw mit Elektroantrieb steigt die notwendige Menge des Metalls um 20 Kilogramm.

Trotz der guten Perspektiven liefert Aurubis aber derzeit kein Kupfer nach China. "Der Transport ist zu teuer", sagte Drouven. Auch eine eigene Produktion in dem asiatischen Staat schließt der Manager aus. Hintergrund: Drouven fürchtet in einem solchen Fall um das eigene Know-how. Allerdings schloss er gestern einen Einstieg bei einem Produzenten in einen angrenzenden Staat nicht aus. "Ein Neubau wäre aber ein langfristiges Projekt, das zumindest fünf Jahre in Anspruch nehmen würde", so der Aurubis-Chef.

Zunächst jedoch wird sich das Wachstum im Anfang Oktober begonnenen neuen Geschäftsjahr 2010/11 positiv auf die Arbeitsplätze in Hamburg auswirken. Im größten Werk des Unternehmens auf der Veddel, das nach der Übernahme der belgischen Cumerio in sieben Ländern tätig ist, sollen bis zum Herbst 2011 rund 30 bis 40 neue Jobs entstehen. Ende September arbeiteten in der Hansestadt 2136 der weltweit knapp 4800 Menschen für Aurubis.

Wichtig sei jetzt, "Klarheit" darüber zu erhalten, ob die Kupferhütte von 2013 an Zertifikate für CO2-Emissionen kaufen muss, sagte der Vorstandschef. Aurubis kann solche Kosten nicht an seine Kunden weitergeben, weil der weltweite Kupferpreis an der Londoner Rohstoffbörse festgelegt wird. Er hoffe aber immer noch auf eine Befreiung von den Kosten für die Emissionszertifikate, sagte Drouven. Zumal für energieintensive Betriebe wie die Kupferhütte auf EU-Ebene über Ausnahmeregelungen nachgedacht werde. Klar ist für ihn: "Sollten neue Kosten auf uns zukommen, werden wir in Hamburg in jedem Fall weniger investieren." Grundsätzlich würde eine Verlagerung der Produktion in Länder außerhalb der EU aber nicht dem Umweltschutz dienen.

Insgesamt hat Aurubis im Geschäftsjahr 2009/10 seinen Gewinn vor Ertragssteuern um fast das Dreifache von 73 auf 258 Millionen Euro gesteigert. Damit hat das Unternehmen sogar besser abgeschnitten als von Analysten erwartet. Der Umsatz erhöhte sich um 48 Prozent auf 9,865 Milliarden Euro, wobei das Plus vor allem auf den bis Ende Oktober 2010 um mehrere Tausend auf 8000 Dollar pro Tonne gestiegenen Kupferpreis zurückzuführen ist. Die Produktion, für die sowohl Erz verarbeitet als auch Kupferschrott eingeschmolzen wird, erhöhte sich von 1,086 Millionen auf 1,140 Millionen Tonnen. Hauptprodukte sind Walzdraht und Kupferblöcke. Als Dividende für das zurückliegende Geschäftsjahr soll ein Euro statt zuvor 65 Cent gezahlt werden. Die Entscheidung darüber treffen die Anteilseigner abschließend auf der Hauptversammlung in Hamburg am 3. März 2011.

Aurubis erzielt seine Erträge vor allem über Schmelzlöhne, die die Minenindustrie für das Aufarbeiten des Erzes bezahlt sowie mit einem Gewinn beim Weiterverkauf. Der Preis für das Metall spielt, da sich Einkauf und Verkauf ausgleichen, dagegen kaum eine Rolle. Dagegen dürften die Verbraucher den neuen Höchstkurs von 9300 Dollar pro Tonne bald im Portemonnaie spüren. Denn Kupfer ist nicht nur in Autos und Großanlagen vorhanden, sondern überall, wo Strom oder Wärme weitergeleitet werden muss.