Es hat in Hamburg eine lange Tradition, dass Kaufleute ihre Zusagen einhalten, auch solche, die per Handschlag gegeben wurden. Die deutschen Reeder, deren Mehrheit in und um die Hansestadt sitzt, kommen derzeit mit einer wichtigen Zusage leider nicht nach. Der Bundesregierung hatten sie 2006 versprochen, bis Ende 2010 insgesamt 600 Frachter unter deutscher Flagge fahren zu lassen. Diese Zahl werden sie nicht annähernd erreichen. Lieber fährt man weiter unter der Billigflagge von Bananistan.

Viele Reeder ziehen sich auf die Ausrede zurück, dass sie durch die Weltwirtschaftskrise unter erhöhten finanziellen Druck geraten und dass die Personalkosten auf den Schiffen unter deutscher Flagge höher seien. Das ist wohlfeil. Denn die Bundesregierung hat in den vergangenen Jahren ihren Beitrag zum "maritimen Bündnis" geleistet. Sie hat die Besteuerung von Schiffsgewinnen erleichtert, einen maritimen Koordinator und nationale Konferenzen zur Stärkung der Branche eingeführt. Sie hat in der Wirtschaftskrise mit Vermittlungsarbeit und einer Bürgschaft für Deutschlands größte Linienreederei Hapag-Lloyd zu helfen versucht. Und sie sichert mit Fregatten der Bundesmarine die von Piraten terrorisierte Region vor Somalia.

Es macht keinen guten Eindruck, dass die drittgrößte Handelsflotte der Welt überwiegend unter Billigflagge fährt, dass die Schifffahrtsbranche der zweitgrößten Exportnation ihre Geschäfte über halbseidene Länder wie Liberia abwickelt. Wenn die Branche politischen Flankenschutz will, muss sie sich zur eigenen Flagge bekennen.