Beschäftigte in Bangladesch verlangen Einhaltung des Mindestlohns von 32 Euro im Monat

Dhaka. Nach vier Toten bei gewaltsamen Zusammenstößen mit der Polizei haben sich in Bangladesch die Proteste von Textilarbeitern ausgeweitet. Mehr als 4000 Arbeiter aus Textilfabriken blockierten gestern im nördlichen Bezirk Gazipur Straßen und hielten einen Sitzstreik ab, sagte ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur Agence France-Presse (AFP). Zuvor waren bei Zusammenstößen mit der Polizei in der südöstlichen Hafenstadt Chittagong vier Menschen erschossen worden, Dutzende Menschen wurden dort sowie in der Hauptstadt Dhaka verletzt. Ein Polizist erklärte, die Sicherheitskräfte hätten zunächst Schlagstöcke gegen die Steine werfenden Arbeiter eingesetzt, diese aber nicht unter Kontrolle bringen können. Bei den Gewaltausbrüchen seien auch 25 Polizisten verletzt worden, hieß es.

Bereits im Sommer wurde ein Aufstand niedergeknüppelt

Die Arbeiter der rund 4500 Textilfabriken des Landes, in denen wegen des extrem niedrigen Lohnniveaus auch zahlreiche westliche Firmen wie zum Beispiel H&M und Levi Strauss produzieren lassen, protestieren dagegen, dass ihre Arbeitgeber nicht den von der Regierung zuvor eingeführten Mindestlohn zahlen. Ältere Arbeiter sind zudem wütend, dass der neue Mindestlohn nicht für sie gelten soll.

Seit November gilt eigentlich für die Branche eine Erhöhung des Mindestlohns auf 3000 Taka (umgerechnet rund 32 Euro). Wegen der menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen war es bereits im vergangenen Juni erstmals zu einem Aufstand unter den Näherinnen gekommen. Die Not trieb die Frauen zu Tausenden auf die Straßen der Hauptstadt Dhaka, wo schließlich mehrere Hundertschaften der Polizei mit Knüppeln und Tränengas gegen die Demonstrantinnen vorgingen. Am Ende scheiterten sie allerdings mit ihrer Forderung, den Mindestlohn von 17 auf 51 Euro anzuheben. Die Arbeitgeber gestanden ihnen nur einen Anstieg auf rund 32 Euro zu.