Hamburger bauen Montageschiff für Offshore-Windräder

Hamburg. Die Sietas-Werft in Neuenfelde hat einen ersten Auftrag für ein Montageschiff erhalten, mit dem künftig Offshore-Windkraftanlagen aufgebaut werden sollen. Das Marktsegment gilt als wachstumsträchtig, weil für Standorte in der Nord- und Ostsee in den kommenden Jahren Tausende Windturbinen geplant sind. Es ist das erste derartige Montageschiff, das von einer deutschen Werft gebaut wird. Auftraggeber ist das niederländische Unternehmen Van Oord. "Das ist ein strategisch enorm wichtiger Auftrag für uns", sagte Sietas-Chef Rüdiger Fuchs dem Abendblatt. Der Neubauauftrag sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur wirtschaftlichen Sanierung.

Der frühere Airbus-Manager hat die älteste deutsche Werft im vergangenen Jahr saniert und neu ausgerichtet. Die vormals starke Konzentration auf den Bau von Containerschiffen hatte Sietas in schwere Probleme geführt, denn während der Weltwirtschaftskrise waren vor allem diese Schiffe von Reedereien storniert worden. Nun entwirft und fertigt Sietas Spezialschiffe als Einzelstücke oder in kleinen Serien. Der Schwergutfrachter "Svenja" für das Schifffahrtskontor Altes Land (SAL) wird heute abgeliefert und an der Überseebrücke getauft.

Für den Winter muss Sietas noch einmal Kurzarbeit anmelden

Sietas verfügt derzeit über fünf Aufträge: drei Fähren, einen Schwimmbagger, ein weiteres Schwergutschiff für SAL sowie das Montageschiff für Van Oord. Die Niederländer haben mit dem Neubauauftrag die Option für ein weiteres Schiff dieses Typs verbunden.

Van Oord ist auf seewärtige Projekte für die Infrastruktur spezialisiert. Bekannt wurde das Unternehmen vor allem durch die aus Meersand aufgespülte Palminsel vor Dubai. Auch am Ausbau des Rotterdamer Hafens, der sogenannten "Maasvlakte 2", ist das Unternehmen federführend beteiligt.

Inklusive der Reparaturwerft Norderwerft in Hamburg und der Neuenfelder Maschinenbaufabrik beschäftigt Sietas derzeit rund 1000 Mitarbeiter. 200 von ihnen aus der Fertigung sollen laut Fuchs während des Winters - ähnlich wie im vergangenen Jahr - in Kurzarbeit gehen, da die Bauzyklen für die Schiffe derzeit keine gleichmäßige Auslastung erlauben. "Am Ende des ersten Quartals sind wir allerdings auch in der Produktion wieder voll ausgelastet", sagte der Sietas-Chef.

Der deutsche Schiffbau erholt sich von den Folgen der Weltwirtschaftskrise nur langsam. Nennenswerte Aufträge für Containerschiffe werden nicht mehr erwartet - dieses Geschäft haben Südkoreaner und Chinesen mittlerweile praktisch komplett an sich gezogen.

Aber auch im Segment des Spezialschiffbaus lief es in diesem Jahr noch nicht wie erhofft. Zwei Aufträge für Offshore-Montageschiffe von deutschen Unternehmen gingen an Werften in Südkorea und in Polen. Um so wichtiger ist es nach Einschätzung von Fuchs, dass Sietas nun der Eintritt auf diesen Markt gelungen ist. "Das Schiff ist aufwendiger und auch teurer als andere Projekte", sagte er. "Das zeigt, dass wir bei den Offshore-Montageschiffen voll konkurrenzfähig sind." Sietas habe sich dabei gegen Werften aus Arabien und aus China durchgesetzt. "Das ist hart kalkuliert und keine Bestellung, um dem deutschen Schiffbau etwas Gutes zu tun", sagte er mit Blick auf Van Oord.