ADAC erwartet 2010 für Benzin und Diesel Rekordwerte. Barrel Rohöl könnte bald 100 Dollar kosten

Hamburg. Autofahrer müssen sich in den letzten Wochen des Jahres auf weiter steigende Preise an der Zapfsäule einstellen. Bereits jetzt registrierte der ADAC Rekordpreise für dieses Jahr. Bei Super wurde ein deutschlandweiter Durchschnittspreis von 1,478 Euro erreicht. Diesel lag mit 1,307 ebenfalls auf einer Höchstmarke. "Es ist so gut wie sicher, dass wir am Jahresende sagen müssen, Benzin war noch nie so teuer wie in diesem Jahr", sagte ADAC-Sprecher Andreas Hölzel. In Hamburg liegen die aktuellen Durchschnittspreise nach Angaben des Internetportals clever Tanken für Super bei 1,450 Euro und für Diesel bei 1,272 Euro.

"Die Preise an den Spotmärkten, wo fertige Mineralölprodukte gehandelt werden, tendieren aufwärts", begründet eine Shell-Sprecherin die steigenden Preise an der Zapfsäule. Innerhalb von nur zwei Wochen verteuerte sich eine Tonne Benzin um 8,1 Prozent.

Das Jahr wird auch deshalb teuer für die Autofahrer, weil sich die Preise schon seit Monaten auf einem hohen Niveau bewegen. "Seit März 2010 liegt der Durchschnittspreis für Super bei über 1,40 Euro", sagt Klaus Picard, Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbandes. Auch Hausbesitzer bekommen die steigenden Preise zu spüren. Denn auch Heizöl ist so teuer wie seit dem Sommer 2008 nicht mehr. Diesel und Heizöl sind eng verwandte Produkte. Der steigende Dieselpreis schlägt sich deshalb auch auf der Heizölrechnung nieder.

"Der Rohölpreis hat viele Monate in einer Spanne zwischen 70 und 80 Dollar je Barrel verharrt, ist jetzt nach oben ausgebrochen und nähert sich wieder der Marke von 100 Dollar", sagt Rainer Wiek vom Energie Informationsdienst (EID). Das verteure auch die Produkte. "Diesel und Heizöl sind zudem Winterprodukte, deren Nachfrage in der kalten Jahreszeit deutlich anzieht", sagt Wiek. Für Diesel kommen weitere Sonderfaktoren hinzu, die die Preise steigen lassen. "In China wird Diesel auch deshalb verstärkt nachgefragt, weil es regelmäßig zu Stromabschaltungen kommt. Unternehmen und Privatpersonen rüsten sich deshalb verstärkt mit Dieselaggregaten zur Stromerzeugung aus, um die Stromsperren zu überbrücken", sagt Wiek. Diesel muss in Deutschland sieben Prozent Biodiesel beigemischt werden. "Doch Biokraftstoff ist allein in diesem Jahr bereits um 50 Prozent teurer geworden", sagt Picard.

Auch der boomende Welthandel und die anziehende Konjunktur in den Schwellenländern sorgen für einen steigenden Dieselverbrauch. "Deutschland ist bei der Preisentwicklung voll vom Weltmarkt abhängig", sagt Picard. "Im Vergleich zu 2008, als der Benzinpreis schon einmal Rekordhöhen erreichte, ist der Euro gegenüber dem Dollar auch stark gefallen." Da Rohöl und auch die verarbeiteten Produkte an den Spotmärkten in Dollar gehandelt werden, sind die Rohölerzeugnisse damit in Euro teurer geworden. Daran wird sich so schnell nichts ändern. Weder beim Rohölpreis noch beim Dollarkurs zeichnet sich eine Wende ab.