Letzter deutscher Skihersteller Völkl setzt auf neue Technik. Branche erwartet durch frühen Saisonstart Absatzplus

München. Deutschland zittert unter Schnee und Eis. Christoph Bronder findet das frühe Winterwetter dagegen herzerwärmend. "Diesmal ist es ideal angelaufen", schwärmt der Chef des letzten hierzulande produzierenden Skiherstellers Völkl aus Straubing in Niederbayern. Erstmals seit Jahren sieht er in der gerade begonnenen Saison für die Branche wieder echte Chancen auf steigenden Absatz. Zuletzt lag die Weltskiproduktion bei drei Millionen Paar. "Ein Zehntel mehr sollte es diese Saison werden", hofft Bronder.

Er setzt nicht nur auf Schnee, sondern auch auf neuartige Rocker-Ski. "Rocker sind ein ganz starkes Thema", jubelt auch der Händlerverbund Intersport. Diese neuartig konstruierten Skier hätten das Zeug für einen Schub, wie ihn zuletzt vor gut einem Jahrzehnt Carving-Skier gebracht haben. Carver sind in der Mitte stark tailliert und nach oben gewölbt. Rocker liegen dagegen flach am Boden, sind weniger tailliert und an beiden Enden nach oben gebogen, was das Drehen auf Schnee weniger anstrengend macht, sagen Experten zu den neuen Brettern.

Rocker-Modelle erleichtert auch Anfängern das Fahren

Sie verzeihen auch eher Fahrfehler und haben vor allem bei Tiefschnee Vorteile, verspricht ein Intersport-Fachmann. Er warnt aber auch, dass bei rasanten Abfahrten auf Rocker-Modellen "die Kante schneller kommt". Das leichtere Drehen kann bei schnellen Schussfahrten also auch zum Nachteil werden. Bei betulicher Fahrweise, die eher einer alternden Gesellschaft entspricht, wird das Skifahren mit Rockern einfacher, sagen Händler. Auch Anfängern werden sie empfohlen.

Rund ein Viertel aller Verkäufe dieser Saison werden in Deutschland wohl auf das Konto der Rocker gehen, schätzt Intersport. In der Saison 2011/12 sollen sie Carver dann endgültig ablösen und Menschen wieder scharenweise in die Läden treiben. Zuletzt haben sich viele Skifahrer ihre Bretter nur noch gemietet oder ihre alten Modelle gefahren. 350 000 Paar Skier wurden letzte Saison in Deutschland verkauft, die Hälfte des einstigen Spitzenvolumens. Bis zu 380 000 Paar könnten es diesmal werden, hofft Bronder.

Völkl produziert drei Viertel seiner Skier im bayerischen Straubing

Für Völkl ist er besonders optimistisch. Mit 13,5 Prozent Weltmarktanteil liegt Völkl nach eigenen Angaben heute Kopf an Kopf mit Rossignol und Head auf Rang zwei der führenden Hersteller. Nur die zum finnischen Amer-Konzern zählende Marke Atomic ist noch ein Stück voraus. In Umsatz und Rentabilität hebe man sich zusätzlich positiv vom Wettbewerb ab, sagt Bronder. Das soll heißen, dass Völkl gut profitabel ist. Konkrete Zahlen nennt er aber nicht. Völkl, die zum US-Konzern Jarden gehören, produziert drei Viertel der pro Saison gebauten gut 400 000 Paar Bretter in seiner Skifabrik in Straubing.

Vor wenigen Jahren drohte Völkl noch eine Verlagerung der Herstellung nach China. Dann leistete die Belegschaft Mehrarbeit und Lohnverzicht, um das Werk zu retten. Zuletzt wurde sogar die Fertigung "einiger Tausend Paar Skier" aus Asien nach Straubing zurückgeholt, sagt Bronder.

Das Personal profitierte unterm Strich sogar von der Wiederbelebung des Werks unter neuen Bedingungen: Die Zahl der Arbeitsplätze wurde um 30 auf nunmehr rund 430 erhöht. Ein Zurück zu den früheren Tarifverhältnissen gebe es allerdings auch durch den jetzt erhofften Aufschwung nicht, sagt der Völkl-Chef.