Gewerkschaft verhandelt für 550 000 Beschäftigte. Arbeitgeber empört

Hannover. Die Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) hat für die nächste Chemie-Tarifrunde eine Forderung nach sechs bis sieben Prozent mehr Geld empfohlen. Der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) wies die Empfehlung umgehend zurück. Eine solche Forderung sei in der aktuellen Situation "fahrlässig" und jenseits der Realität. Die Forderungsempfehlung der Gewerkschaft soll nun in den 1900 Betrieben diskutiert, die Ergebnisse in den elf regionalen Tarifbezirken zusammengeführt werden. Die Chemie-Tarifverhandlungen beginnen am 16. Februar im Bezirk Nordrhein. Die Tarifverträge gelten für rund 550 000 Beschäftigte.

IG-BCE-Chef Michael Vassiliadis sagte, in der Chemieindustrie sei bezüglich Umsatz und Auslastung inzwischen das Niveau vor der Krise wieder erreicht. Zu dem Erfolg hätten die Beschäftigten mit Kurzarbeit und tariflichen Öffnungsklauseln wesentlich beigetragen. "Deshalb gilt: Das ist unser Aufschwung. Jetzt geht es um uns."

BAVC-Hauptgeschäftsführer Hans Paul Frey sagte dagegen: "Die IG BCE schießt mit ihren Forderungen weit übers Ziel hinaus." Die außergewöhnlich guten Zahlen in diesem Jahr seien nur ein Spiegel des dramatischen Einbruchs 2009. Einen echten Aufschwung mit Zuwächsen gegenüber dem Vorkrisenniveau gebe es aber nicht. Zudem sei das Bild uneinheitlich. Gerade die kleineren Unternehmen seien oft noch nicht aus dem Gröbsten raus.

Wegen der Wirtschaftskrise hatten sich die Tarifpartner im April 2010 nur auf eine Einmalzahlung von pauschal 550 Euro geeinigt, die je nach Leistungsfähigkeit des Unternehmens variiert werden konnte.