Land zahlt 4,67 Milliarden Euro an französischen Konzern EdF

Stuttgart. Deutschlands drittgrößter Versorger EnBW fällt zehn Jahre nach der Privatisierung wieder in staatliche Hände. Das Land Baden-Württemberg kaufte dem französischen Energiekonzern EdF gestern für fast fünf Milliarden Euro dessen rund 45-prozentigen Anteil an dem Karlsruher Versorger ab. Das Aktienpaket will Baden-Württemberg zumindest teilweise wieder an die Börse bringen, wie der vor einer schweren Landtagswahl im März stehende Regierungschef Stefan Mappus (CDU) sagte.

Wahlkämpfer Stefan Mappus will den Konzern in den DAX hieven

Die Verstaatlichung sei nur eine Übergangslösung, versprach Mappus. Der Karlsruher Versorger - mit mehr als 15 Milliarden Euro Umsatz Nummer drei hinter E.on und RWE - soll in den Leitindex DAX gehievt werden. An der Börse schossen die EnBW-Papiere um gut 17 Prozent nach oben, da die Franzosen mit einem dicken Aufpreis auf den jüngsten Börsenkurs abgefunden wurden. Mit dem Verkauf seiner Anteile macht EdF ein Jahrzehnt nach dem Einstieg bei den Karlsruhern wieder kehrt und begräbt seine Expansionspläne jenseits des Rheins weitgehend.

Baden-Württemberg stemmt mit dem Aufkauf der Franzosen die bisher größte Übernahme in diesem Jahr in Deutschland. Mit EdF wurde ein Kaufpreis von 41,50 Euro je Aktie vereinbart, davon sind 1,50 Euro als Ausgleich für die zu erwartende Dividende für dieses Jahr gedacht. Der ausgehandelte Preis sei "ausgesprochen fair", sagte Mappus. EdF habe seinen Ausstiegswillen kundgetan, daher habe sich seine Regierung in der Pflicht gesehen zu handeln. Der Einstieg ausländischer Investoren sei dadurch verhindert worden. Finanziert werden soll die 4,67 Milliarden Euro schwere Übernahme durch eine "Baden-Württemberg-Anleihe", deren Zinskosten unter den zu erwartenden Dividendeneinnahmen lägen. "Den Steuerzahler kostet dies keinen Cent", sagte Mappus. Er rechne sogar mit Überschüssen in Höhe mehrerer Millionen Euro.

Das Land hatte sich im Jahr 2000 als Aktionär bei der EnBW verabschiedet und seinen 25,1-prozentigen Anteil für knapp 2,4 Milliarden Euro an die EdF verkauft. Mit dem Altaktionär OEW - einem Zweckverband mehrerer oberschwäbischer Städte und Gemeinden - vereinbarten die Franzosen ein Stillhalteabkommen, der beiden Großaktionären einen paritätischen Anteil von zuletzt je 45 Prozent sicherte. Diese nur einvernehmlich änderbare Vereinbarung wäre im kommenden Jahr ausgelaufen. Keinem der beiden Partner war jedoch an einer Aufstockung auf eine Mehrheit gelegen.

Baden-Württembergs Regierungschef Mappus, der vor gut einem Jahr seinen Amtsvorgänger Günther Oettinger beerbte, hat im CDU-Stammland im März wegen des umstrittenen Bahnhofsprojekts Stuttgart 21 eine schwere Wahl zu bestehen. Mit dem Milliarden-Deal und der geplanten Teilveräußerung der EnBW-Papiere über die Börse versucht CDU-Politiker Mappus sein Image als Wirtschaftspolitiker aufzupolieren: "Unser Ziel ist, dass EnBW nach Daimler, HeidelbergCement und SAP der vierte DAX-Konzern in Baden-Württemberg wird", warb der Regierungschef. Derzeit ist EnBW mit einem Streubesitz von knapp acht Prozent nicht für einen der Börsenindizes qualifiziert.