Bürgerproteste erwartet. Unternehmen schlägt Mediation vor

Berlin. Der neue Stromnetzbetreiber 50 Hertz will in den kommenden zehn Jahren 3,3 Milliarden Euro investieren, um neue Hochspannungsleitungen zu bauen. Das entspreche etwa rund 1200 Kilometern, sagte der Sprecher der Geschäftsführung, Boris Schucht, in Berlin. An Land sollen 1,8 Milliarden Euro ausgegeben werden und zur Anbindung von Windparks in der Ostsee 1,5 Milliarden Euro.

Der Offshore-Park "Baltic 1" zwischen Deutschland und Dänemark solle bereits im kommenden Jahr angeschlossen werden, sagte Schucht. Es gehe vor allem darum, Windstrom aus dem Norden und Osten in die Verbrauchsgebiete im Westen und Süden zu bringen. Auch sei eine weitere 600-Megawatt-Leitung nach Dänemark geplant. "Die elektrische Wiedervereinigung ist erst 1995 erfolgt mit relativ dünnen Leitungen. Diese müssen nun erweitert werden", so Schucht.

Der Manager räumte ein, dass Hochspannungsleitungen nicht überall von der Bevölkerung akzeptiert werden. Daher schlug er eine "partnerübergreifende Dialogoffensive" vor. Das schließe eine Mediation in einem frühen Stadium ein. Alle Interessierten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssten beteiligt werden. Gegen ein solches Vorgehen gebe es allerdings einen "Abwehrreflex" bei Behörden.

Auf Bundes- und Länderebene müssten Koordinatoren für den Netzausbau etabliert werden. So sei auf der Strecke von Schwerin nach Hamburg die Leitung in Mecklenburg bereits fertig, in Holstein dagegen sei das Genehmigungsverfahren noch nicht abgeschlossen, obwohl die Verfahren in beiden Abschnitten gleichzeitig begonnen worden seien. Auch müsse es möglich werden, Kompensationsmaßnahmen nicht nur für Eingriffe in die Natur zu etablieren, sondern auch Betroffene finanziell zu entschädigen.

Die Leitungen umfassen das frühere Netzgebiet von Vattenfall in Hamburg, Berlin und Ostdeutschland. Das Netz wurde im Mai an 50 Hertz verkauft. Jetzt ist das Unternehmen zu 60 Prozent in Besitz des belgischen Netzbetreibers Elia, hinter dem die belgischen Gemeinden stehen. Zu 40 Prozent gehört 50 Hertz dem australischen Infrastrukturfonds IFM, der von Pensionsfonds kontrolliert wird, die den Gewerkschaften nahestehen.

In seinem Netzgebiet rechnet Schucht bis 2020 mit einer Vergrößerung der Kapazität erneuerbarer Energien von derzeit 15 000 auf 34 000 Megawatt. Vom Netzausbau von 3600 Kilometern im gesamten Bundesgebiet, den die Deutsche Energie-Agentur vorschlage, entfällt ein Drittel auf das Gebiet von 50 Hertz.