Yvonne Bauer hat das Zeitschriftenimperium ihres Vaters Heinz übernommen. Die 33-Jährige erbt ein gut bestelltes Haus

Hamburg. Yvonne Bauer guckt ein wenig angestrengt durch die großen Gläser ihrer Brille. Ihre Gesichtsfarbe wirft die Frage auf, ob sie zu viel Rouge aufgelegt hat oder nur schamhaft errötet, weil ihr Vater Heinz Bauer gerade auf der Jahrespressekonferenz seines Hauses erklärt hat, dass sie - unbemerkt von der Öffentlichkeit - schon ein paar Tage seine Nachfolgerin ist.

Die 33-Jährige ist damit eine der mächtigsten Frauen der deutschen Medienbranche. Sie gebietet über ein Unternehmen, das in 15 Ländern 323 Zeitschriften herausgibt, in Deutschland etwa Titel wie "TV Movie", "Bravo" oder "Tina". Neben dem Kerngeschäft engagiert sich der Konzern bei zahlreichen Radiostationen, allein in England sind es 42, sowie bei TV-Sendern wie RTL 2. Und ihm gehören diverse Internetangebote - vom Kochportal Lecker.de bis zu schmuddeligen Sexsites wie Coupe.de. 2009 setzte die Bauer Media Group, wie sich die Verlagsgruppe seit ein paar Jahren nennt, mehr als 2,1 Milliarden Euro um.

Die neue Herrin dieses Imperiums wirkt beinahe ein wenig schüchtern. Da sie mit der Gabe der freien Rede nicht gesegnet ist, liest sie ihre erste Ansprache als Verlegerin vom Blatt ab. Sie sagt, sie freue sich, dass ihr Vater sie auch weiterhin beraten werde. Er habe den Verlag vorbildlich geführt. Ihre drei Schwestern, die ab sofort jeweils fünf Prozent der Anteile halten, die übrigen 85 Prozent entfallen auf sie selbst, dürften bei unternehmerischen Entscheidungen mitreden. Und überhaupt: "Das Unternehmen ist der Lebensmittelpunkt der Familie."

Obwohl ihr Vater später sagt, seine Tochter werde "neue Schwerpunkte" setzen, bleibt unklar, welche das sein werden. Mit programmatischen Aussagen hält sich die Jungverlegerin zurück. "Bauer ist Print, und Bauer bleibt Print", ist in dieser Hinsicht die gewagteste Aussage, zu der sie sich hinreißen lässt. Mit anderen Worten: Es bleibt alles, wie es ist.

Es wäre aber ein Fehler, die etwas unsicher wirkende junge Frau zu unterschätzen. Yvonne Bauer gilt als knallhart. 2006, da war sie noch keine 30 Jahre alt, deckte sie eine Korruptionsaffäre um Drückerkolonnen auf, die zusammen mit Verlagsmitarbeitern Bauer um Millionen von Euro betrogen hatten. Köpfe zahlreicher Führungskräfte rollten. Kurz darauf war die Verlegertochter Vertriebschefin. Anfang des Jahres übernahm sie die Verantwortung für die deutschen Zeitschriften des Hauses. Seither ist klar, dass sie und nicht eine ihrer ebenfalls im Verlag arbeitenden Schwestern Verlegerin wird. Erstaunlich ist allein, wie schnell dies nun gegangen ist.

Yvonne Bauer übernimmt ein gut bestelltes Haus. Da die Verlagsgruppe vor allem von Vertriebserlösen abhängig ist, konnte ihr der Einbruch im Anzeigengeschäft im Krisenjahr 2009 nur wenig anhaben. In Deutschland gingen die Umsätze lediglich um 31 Millionen auf 894 Millionen Euro zurück. Weltweit erlöste Bauer 2009 sogar 316,8 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Dies ist aber vor allem darauf zurückzuführen, dass die britischen Sender und Zeitschriften, die der Verlag 2008 von der Emap-Gruppe erwarb, erstmals komplett bei Bauer konsolidiert wurden. Der Auslandsanteil der Umsätze liegt nun bei 58 Prozent, Tendenz steigend.

Dieses Jahr werden die Erlöse zwar voraussichtlich auf 2,029 Milliarden Euro zurückgehen. Aber auch das ist kein Grund zur Sorge. Der Konzern hatte 2010 Unternehmensteile ausgegliedert, darunter auch die Yvonne Bauer Redaktions KG. Ihre Umsätze werden in der Bilanz nicht ausgewiesen. Sie sollen 2011 aber wieder in den Konzern integriert werden.

Ertragszahlen teilt der verschwiegene Verlag übrigens prinzipiell nicht mit. Dank eines rigiden Kostenmanagements dürften die Gewinne bei Bauer aber beträchtlich sein.