Energiekonzern nimmt 3,4 Milliarden Euro für seine Anteile am russischen Gasriesen ein und will Schulden abbauen

Düsseldorf. Der hoch verschuldete Energiekonzern E.on steigt beim russischen Gasriesen Gazprom aus. Ein Paket von 2,7 Prozent übernehme die russische Staatsbank VEB, teilte der größte deutsche Versorger gestern mit. Die übrigen 0,8 Prozent seien am Markt veräußert worden. Mit dem Verkauf nimmt der Konzern 3,4 Milliarden Euro ein. E.on-Chef Johannes Teyssen kündigte an, die Einnahmen zum Schuldenabbau und für strategische Investitionen zu nutzen. Die Strategie im weiteren Russland-Geschäft werde durch den Ausstieg nicht verändert.

Der Verkauf an VEB solle noch in diesem Jahr abgeschlossen werden, erklärte der Düsseldorfer Konzern. Damit könnte der Versorger die Einnahmen noch im laufenden Geschäftsjahr verbuchen. Mit dem Verkauf der beiden Pakete in Höhe von insgesamt 3,5 Prozent erzielt E.on einen Buchgewinn von 2,5 Milliarden Euro.

"Der Verkaufserlös bringt uns unserem Ziel, bis Ende 2013 rund 15 Milliarden Euro durch Desinvestitionen und Portfoliooptimierungen zu erzielen, einen großen Schritt weiter", sagte Teyssen. Der 51-Jährige hatte im Mai die Führung des Energiekonzerns von Wulf Bernotat übernommen. Unter diesem war E.on in Südeuropa, Skandinavien und Russland auf Einkaufstour gegangen. Allerdings hat das Unternehmen auch 45 Milliarden Euro Schulden angehäuft - deutlich mehr als etwa Konkurrent RWE, der mit 28 Milliarden Euro in der Kreide steht.

Die Milliarden für das Gazprom-Aktienpaket sind nun ein warmer Regen. Die Beteiligung stand ganz oben auf der Verkaufsliste, die E.on-Finanzvorstand Marcus Schenk unter Verschluss hält. Neben Gazprom wird vor allem noch das britische Stromnetz als ein Verkaufskandidat genannt. Das deutsche Hochspannungsnetz hatte E.on bereits vor einem Jahr an den niederländischen Betreiber Tennet für gut eine Milliarde Euro abgegeben. Verkaufsgerüchte gibt es auch um die Konzerntochter Ruhrgas selbst, wo die Gewinne nicht mehr so üppig sprudeln wie früher. Ruhrgas war 1998 mit zunächst rund 500 Millionen Euro bei Gazprom eingestiegen, als der damals klamme Riese privatisiert werden sollte. Ruhrgas wurde 2003 der größte ausländische Aktionär des größten Gaserzeugers der Welt und hielt 6,4 Prozent des Grundkapitals. Im selben Jahr schluckte E.on dann Ruhrgas und übernahm dabei die Gazprom-Anteile. 2009 wurde ein Teil des Pakets verkauft.

Die E.on-Aktie weitete nach der Verkaufsmitteilung ihre Gewinne aus und lag 1,45 Prozent im Plus bei 22,43 Euro. Der DAX legte allerdings mit 2,66 Prozent stärker zu.