Einheitliches System an Frankfurter Börse. Konkurrent Hamburg bleibt gelassen

Frankfurt/Hamburg. Der klassische Parketthandel an der Frankfurter Wertpapierböse endet ein Jahr früher als geplant. Am 23. Mai 2011 wird der maklergestützte Parketthandel eingestellt, teilte die Deutsche Börse mit. Der Wandel vollzieht sich allerdings nur hinter den Kulissen. Denn leer wird es auch künftig auf dem Parkett nicht sein, das als Kulisse für TV-Beiträge dient.

Alle Aufträge laufen dann über das elektronische Handelssystem Xetra, das Kauf- und Verkaufsaufträge automatisch zusammenbringt. "Das bisherige Handelssystem der Makler wird abgeschaltet", sagt Torsten Baar von der Deutschen Börse. Die Makler werden aber nicht überflüssig, sondern zu Xetra-Spezialisten. Sie sollen für ausreichende Liquidität im Handel sorgen und den Kontakt zu Investoren halten. Denn in weniger liquiden Wertpapieren ist der Mensch im Handelsgeschehen unverzichtbar. Die Spezialisten können für Liquidität sorgen, indem sie selbst vorübergehend Aktien kaufen.

Nach Angaben der Börse laufen bereits jetzt 94 Prozent des Handels über Xetra. Bei Kleinanlegern ist diese Handelsform weniger beliebt, weil es auch zu Teilausführungen von Aufträgen kommen kann. Das ist besonders ärgerlich, wenn die Bank dafür mehrfach Gebühren berechnet. "Teilausführungen können für den Anleger insgesamt günstiger sein, als wenn der Auftrag auf einmal ausgeführt wird", sagt Baar. Für die mehrfache Gebührenberechnung sei die Bank des Kunden und nicht die Börse verantwortlich. Auch künftig können die Kunden wählen, ob sie ihre Order direkt in das Handelssystem Xetra, an die Frankfurter Börse oder einen anderen Handelsplatz wie Hamburg schicken wollen. Baar räumte allerdings ein, dass es künftig beim Börsenplatz Frankfurt zu Teilausführungen kommen kann, weil einheitlich das System Xetra genutzt wird.

Die in der Börsen AG vereinten Handelsplätze Hamburg und Hannover sehen die Entwicklung in Frankfurt gelassen. Die Hamburger Börse hatte sich bereits 2006 von der Präsenz auf dem Parkett der Hamburger Börse, dem Sitz der Handelskammer, verabschiedet und war in ein Kontorhaus in der Nähe gezogen. "Mit besten Kursen, Liquiditätsgarantien und niedrigen Kosten sind wir gut aufgestellt und können uns gegenüber Xetra behaupten", sagte ein Sprecher der Börsen AG dem Abendblatt. "So verzichten wir bei fast allen Aktien auf die Börsencourtage. Die Kunden können sicher sein, mindestens genauso günstige Kurse wie in Xetra zu erhalten."

Die Hamburger Sparkasse wickelt nach Angaben eines Sprechers fast drei Viertel der Kundenaufträge an der Hamburger Börse ab.