Binnenkonjunktur trägt ebenso viel zum Wachstum bei wie die Exporte. Handel erwartet besseres Weihnachtsgeschäft als im Vorjahr.

Hamburg. Pünktlich zum Weihnachtsfest kommen die deutschen Verbraucher in Kauflaune. Während die Ausfuhren schon lange boomen, wird der Aufschwung jetzt auch immer mehr durch den privaten Konsum gestützt. So bewegt sich der Konsumklimaindex der Nürnberger Marktforschungsgesellschaft GfK auf dem höchsten Stand seit drei Jahren. Und nach Angaben des Statistischen Bundesamts trug die Binnenkonjunktur im dritten Quartal dieses Jahres ebenso viel zum Wachstum von real 0,7 Prozent bei wie der stets starke Export.

Aufschwung steht auf immer breiterer Basis

Experten sehen darin eine bemerkenswerte Entwicklung angesichts der traditionellen Exportabhängigkeit der deutschen Wirtschaft, die zuletzt zahlreiche Kritiker im In- und Ausland auf den Plan gerufen hatte. "Deutschland hängt jetzt nicht mehr allein am Tropf der Weltwirtschaft", meint Andreas Rees, Analyst bei der Bank UniCredit. "Das Anziehen des privaten Konsums zeigt, dass der Aufschwung zunehmend an Breite gewinnt und so immer stabiler wird", sagt Michael Bräuninger, Konjunkturchef des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), dem Abendblatt. Den Grund für die höhere Binnennachfrage sieht der Konjunkturexperte vor allem in der positiven Beschäftigungs- und Lohnentwicklung in der Bundesrepublik.

"Die Angst, arbeitslos zu werden, ist deutlich zurückgegangen", meint auch Rolf Bürkl von der Nürnberger GfK. "Das spricht dafür, dass die gute Konsumstimmung von Dauer sein wird und nicht nur ein Strohfeuer ist." Für Dezember sagen die Experten von der GfK einen Anstieg des Konsumklimaindexes auf 5,5 Punkte voraus. Das wäre der höchste Wert seit Oktober 2007.

Angesichts der positiven Stimmung hofft vor allem der Handel auf ein üppiges Weihnachtsgeschäft. Laut GfK wollen die Deutschen in diesem Jahr durchschnittlich 245 Euro für Geschenke ausgeben. Dabei ist die genaue Summe stark vom Einkommen abhängig. Befragte, die in Haushalten mit weniger als 1500 Euro monatlichem Nettoeinkommen leben, beabsichtigten, durchschnittlich 146 Euro auszugeben. Liegt das Haushaltseinkommen bei netto mehr als 3500 Euro, dann steigt der Wert auf durchschnittlich 366 Euro. Am beliebtesten sind Bücher vor Kleidung und Spielwaren. Nur sieben Prozent kaufen gar keine Präsente.

In Hamburg erwartet rund ein Drittel der Einzelhändler höhere Umsätze als im Vorjahr, wie aus einer gestern veröffentlichten Onlineumfrage der Handelskammer hervorgeht. Etwa 45 Prozent der Befragten erwarten gleichbleibende Erlöse, nur knapp ein Viertel geht von sinkenden Umsätzen zu Weihnachten aus. "Die Stimmung im Hamburger Einzelhandel ist deutlich besser als vor einem Jahr", resümiert der Hauptgeschäftsführer der Kammer, Hans-Jörg Schmidt-Trenz. Im Jahr 2009 waren nur 27 Prozent der befragten Unternehmen in der Hansestadt von steigenden Erlösen vor dem Fest ausgegangen.

Einzelhändler erwarten 2,5 Prozent Umsatzwachstum zu Weihnachten

Bundesweit gehen die Einzelhändler gar von einem "grandiosen Weihnachtsgeschäft" aus, wie der Chef des Branchenverbands HDE, Stefan Genth, erklärte. Er prognostizierte einen Umsatzzuwachs von 2,5 Prozent in den Monaten November und Dezember gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Handel macht traditionell ein Fünftel des Jahresumsatzes in den Weihnachtsmonaten. Bei typischen Geschenken wie Spielwaren oder Uhren und Schmuck sind es sogar bis zu 30 Prozent. In den aktuellen Terrorwarnungen sieht der HDE derzeit keine Gefährdung des Weihnachtsgeschäfts. Sicherheit werde aber großgeschrieben, betonte Genth. Deshalb würden die Unternehmen ihre Mitarbeiter im Verkauf und Wachdienst für das Thema sensibilisieren. Erhöhte Aufmerksamkeit sei wichtig.