Brite hat internationale Erfahrung, spricht aber kaum Deutsch
Essen. Zunächst war es nur ein Gerücht, nun ist es offiziell: Karstadt bekommt einen neuen Chef. Der frühere Chef der südafrikanischen Kaufhauskette Woolworths, Andrew Jennings, 62, übernimmt zum Jahreswechsel die Leitung des Traditionsunternehmens, wie Karstadt gestern in Essen mitteilte. Der erfahrene Manager ist seit Jahrzehnten im Handel tätig - bislang allerdings vor allem im angelsächsischen Raum, unter anderem beim renommierten britischen Kaufhaus Harrods.
Der Aufsichtsrat von Karstadt habe Jennings zum neuen Chef der Warenhauskette bestellt, teilte das Unternehmen mit. Der bisherige Karstadt-Chef Thomas Fox werde vorübergehend weiter im Unternehmen bleiben, um einen "geordneten Übergang" zu sichern. Fox war noch von Karstadt-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg eingesetzt worden.
Der gebürtige Brite Jennings sei "die bestmögliche Besetzung" für den Posten, erklärte der scheidende Karstadt-Chef. Die Warenhauskette werde von "seiner internationalen Perspektive und hervorragenden Leistungsbilanz enorm profitieren".
Karstadt war erst vor wenigen Wochen vom US-deutschen Investor Nicolas Berggruen aus der Pleite übernommen worden. Die Warenhauskette war vor über einem Jahr in die Insolvenz gerutscht. Die Karstadt-Pleite war Teil der Insolvenz des Mutterkonzerns Arcandor - der größten Insolvenz in der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Jennings ist der Wunschkandidat von Karstadt-Eigentümer Berggruen. Aufsichtsratschef Alain Caparros wollte laut "Manager Magazin" dagegen ursprünglich einen Kenner des deutschen Handels auf den Posten heben. Jennings hat demnach keine Kenntnisse auf dem deutschen Markt - und spricht auch kaum Deutsch.
Der neu berufene Karstadt-Chef leitete bis Ende 2009 Woolworths in Südafrika, das unabhängig von der in Deutschland bekannten Woolworth-Kette ist, die ohne "s" am Ende geschrieben wird. Woolworth in Deutschland war in der Finanzkrise pleitegegangen. Die meisten Läden wurden aber von der Tengelmann-Gruppe gekauft und blieben erhalten.
(AFP)