Lasten der Euro-Rettung für Deutschland verteuern die Kredite der Bauherren

Hamburg. Für Bauherren waren in den vergangenen Monaten manche kostspielige Extras bei der Bauplanung möglich: Parkett statt Laminat, Gauben statt Dachfenster oder Whirlpool statt Badewanne. Die historisch niedrigen Zinsen ermöglichten es leichter, das Budget etwas auszuweiten. Mit ausreichend Eigenkapital mussten für ein zehnjähriges Baudarlehen weniger als drei Prozent Zinsen bezahlt werden. Das war Ende August.

Inzwischen steht bei manchen Angeboten schon eine Vier vor dem Komma. Die Angst vor Staatsbankrotten in der Euro-Zone lässt auch die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen und vergleichbarer Pfandbriefe steigen, an denen sich die Konditionen für Baufinanzierungen orientieren. Pfandbriefe sind mit Immobilienkrediten besicherte Anleihen. Mit jedem Rettungsakt wie jüngst für die Banken in Irland erhöhen sich auch die möglichen Lasten für die Bundesrepublik. So sind die Pfandbriefrenditen der Deka-Bank und der Landesbanken von 2,44 Prozent Ende August bis auf ein Hoch von 3,19 Prozent gestiegen. Das ist ein Anstieg um 0,75 Prozentpunkte in knapp drei Monaten, eine ungewöhnliche Entwicklung für den Zinsmarkt.

Steigende Zinsen verteuern Baukredit um rund 10 000 Euro

"Den Tiefpunkt bei den Zinsen haben wir inzwischen gesehen", sagt Kai Oppel vom Baufinanzierungsvermittler Hypothekendiscount. Vor drei Monaten nahmen Comdirect und der Kreditvermittler Interhyp nur 2,95 Prozent Effektivzins für eine Laufzeit über zehn Jahre, wenn der Kunde mindestens 50 Prozent Eigenkapital mitbrachte. Inzwischen müssen bei der Comdirect Bank 3,43 Prozent und bei Interhyp 3,40 Prozent Zinsen bezahlt werden. Das macht die Baufinanzierung bei einem Kredit in Höhe von 200 000 Euro über einen Zeitraum von zehn Jahren um knapp 10 000 Euro teurer.

Jetzt müssen sich Bauherren und Immobilienkäufer wieder auf steigende Zinsen einstellen. Auch Max Herbst von der FMH-Finanzberatung will nicht ausschließen, dass die Zinsen inzwischen ihren Tiefpunkt erreicht haben. "Unser Index für eine zehnjährige Baufinanzierung ist seit Ende August von 3,40 auf aktuell 3,53 Prozent gestiegen", sagt Herbst. Der Index erfasst das durchschnittliche Zinsniveau bei einer Beleihung der Immobilie von 60 Prozent. Die meisten Bauherren können allerdings nicht 40 Prozent Eigenkapital aufbringen und müssen höhere Zinsen bezahlen. So kostet ein zehnjähriger Kredit über 150 000 Euro, bei dem 20 Prozent Eigenkapital mitgebracht werden, bei der Commerzbank 3,76 Prozent und bei der Hamburger Sparkasse 3,94 Prozent Zinsen, wie aus dem Baugeldvergleich der FMH-Finanzberatung hervorgeht. Das günstigste Angebot kommt von der Allianz mit einem Effektivzins von 3,53 Prozent. Wie wichtig den Banken inzwischen ein möglichst hohes Eigenkapital der Kunden ist, zeigt das Angebot der Sparda Bank Hamburg. Mit 50 Prozent Eigenkapital bekommt der Kunde den sehr günstigen Effektivzins von 3,12 Prozent. Kann er nur 20 Prozent Eigenkapital für den Erwerb der Immobilie beisteuern, muss er gleich 4,11 Prozent Zinsen zahlen.

Die Gefahr von steigenden Zinsen nimmt im nächsten Jahr zu

Trotz des Anstiegs der letzten Wochen sind die Zinsen für Baufinanzierungen noch günstig. Potenzielle Kreditkunden dürfen allerdings nicht übersehen, wie die Euro-Krise das Zinsniveau beeinflussen kann. "Je mehr sich für Euro-Land das Bild eines Quasiländerfinanzausgleichs verfestigt, in dem von starken zu schwachen Ländern Geld transferiert wird, desto stärker wird auch der Druck auf die deutschen Langfristzinsen werden", sagt Robert Haselsteiner von Interhyp. Denn Deutschland als die größte Volkswirtschaft Europas müsste den größten Anteil tragen. "Die Gefahr, dass wir 2011 deutlich höhere Zinsen sehen, ist nicht zu unterschätzen." So sehen die Volkswirte der Commerzbank die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen innerhalb eines Jahres von derzeit 2,6 auf 3,6 Prozent steigen werden. Baufinanzierungen über zehn Jahre würden dann über vier Prozent Zinsen kosten. Deshalb kann es sinnvoll sein, sich für Anschlussfinanzierungen das noch günstige Zinsniveau zu sichern. Das ermöglicht ein Forwarddarlehen, bei dem gegen einen geringen Aufschlag die aktuellen Konditionen festgeschrieben werden. Für einen Kredit über 100 000 Euro, der in 18 Monaten verlängert werden muss, werden aktuell im Schnitt effektiv 4,04 Prozent Zinsen verlangt.