Lichtblick liefert erste Anlagen für Privatkunden in Hamburg aus. Komplizierte Vergleichsrechnung

Hamburg. Eine ruhige Wohnstraße in Rahlstedt. Thomas Riegner steuert auf den Keller seines Zweifamilienhauses zu. Dort steht es, das neue Minikraftwerk, das die bisherige Ölheizung abgelöst hat. Ein mannshoher viereckiger Kasten und diverse Wassertanks, die heißes Wasser in die Heizung pressen, sollen künftig dafür sorgen, dass in seinem Zweifamilienhaus keiner friert. Der 44 Jahre alte Unternehmer gehört zu den Ersten, die die neuartige Technik von Volkswagen und dem Hamburger Stromanbieter Lichtblick erworben haben. Mit den mit Gas befeuerten Minikraftwerken lässt sich neben Wärme auch Strom herstellen, den Lichtblick abnimmt und ins Netz einspeist. Mittelfristig will das Unternehmen 100 000 mit einem Caddy-Motor von VW betriebene Anlagen verkaufen, wie Lichtblick-Sprecher Ralph Kampwirth sagte. Damit will der Strom- und Gashändler eine Energiewende anschieben, weg von der zentralen Versorgung durch Großkraftwerke, hin zu einer dezentralen aus kleinen, miteinander intelligent vernetzten Anlagen.

Doch die Innovation hat ihren Preis - und das Rechenmodell ist kompliziert. Das Kraftwerk, das mindestens neun Quadratmeter Platz braucht, bleibt im Besitz von Lichtblick. Rieger muss einen Investitionszuschuss von 8500 Euro bezahlen. Hinzu kommen 20 Euro Grundgebühr im Monat, von der fünf Euro abgehen, die Lichtblick als Kellermiete bezahlt. Macht netto 180 Euro. Riegner erhält zudem pro produzierter Kilowattstunde (kWh) Strom 2,5 Cent von dem Unternehmen erstattet. Das bringt ihm knapp 1000 Euro im Jahr, die ihm beim Wärmepreis gutgeschrieben werden. Verrechnet man alle Kosten und Vergütungen, so muss Riegner beim jetzigen Wärmepreis von 5,79 Cent pro kWh für zwölf Monate Verbrauch 2969,40 Euro an Lichtblick überweisen. Rechnet er seine Anfangsinvestition plus Zinsen auf zehn Jahre um, kostet ihn die Anlage 4070 Euro im Jahr. Der Unternehmer hätte auch nur 5000 statt der 8500 Euro bezahlen können. Doch dann wäre der Strom nur mit 0,5 Cent pro kWh vergütet worden.

Der Vertrag läuft über zehn Jahre. Danach wird er ohne zusätzliche Kosten verlängert. Pech hat Riegner, wenn er nach zwei Jahren, dem frühesten Kündigungstermin, entscheidet, dass er kein eigenes Kraftwerk mehr haben will. Dann ist sein Geld weg, den Investitionszuschuss behält Lichtblick.

Keine Extrakosten für die Wartung der Anlage

"Natürlich habe ich mir zuvor auch Angebote zu Gasheizungen eingeholt", sagt Riegner. Sie hätte rund 11 000 Euro gekostet, wie auch Hamburger Fachbetriebe bestätigen. Hinzu wären 3858 Euro an Gaskosten gekommen, wenn er sich den günstigsten Tarif vom Hamburger Marktführer E.on Hanse ausgesucht hätte. Denn für den gleichen Wärmebedarf müsste er 72 150 kWh Gas verheizen. Zusätzlich zu der Abschreibung für die neue Gasheizung ergäben dies für Riegner einige Hundert Euro Mehrkosten im Jahr.

Eine neue Ölheizung kam für ihn nicht infrage. "Bislang brauchte ich bis zu 7000 Liter Heizöl im Jahr", rechnet er vor. Dafür müsste er nach den aktuellen Preisen rund 5000 Euro bezahlen. "Ein weiteres Argument war, dass ich mit dem Zuhausekraftwerk keine Wartungskosten habe, was auch 200 bis 300 Euro im Jahr ausmacht", sagt der Betriebswirt, der in mittlerweile vierter Generation ein Unternehmen für Bausanierung betreibt.