Die beiden Bieter Airbus und Boeing bekamen Offerten des Konkurrenten zugesandt

Washington. Bizarre Episode im Streit zwischen Boeing und Airbus: Eine peinliche Panne bei der US-Luftwaffe könnte die Vergabe des Jahrhundertauftrages für neue Tankflugzeuge an die Unternehmen weiter verzögern. Die Air Force habe durch einen "Beamtenfehler" beide Konkurrenten versehentlich mit Details über die Offerte des jeweils anderen versorgt, berichteten US-Medien am Wochenende. Die Panne sei vor zwei Wochen passiert, sagte der Sprecher der US-Luftwaffe, Les Kodlick, der "Seattle Times". Mit den Angaben könnten beide Bieter ihre Preise für die 179 ausgeschriebenen Tankflugzeuge mit einem geschätzten Wert von 35 Milliarden Dollar (25 Milliarden Euro) an das Gebot des anderen anpassen.

Experten befürchten, dass der fast ein Jahrzehnt währende Streit über den Auftrag zwischen dem US-Flugzeugbauer Boeing und seiner europäischen Erzrivalin, der Airbus-Mutter EADS, nun neu aufflammt. Die Bieterfrist endete bereits im vergangenen Juli, könnte nach dem Lapsus aber erneuert werden. Kodlick betonte, dass die Panne keinen Einfluss auf den Zeitpunkt der Auftragsvergabe habe. Allerdings werde der geplante Termin am 20. Dezember aus anderen Gründen nicht zu halten sein.

Airbus-Manager räumt schweren Schaden am Unglücksflieger A380 ein

Unterdessen wurde bekannt, dass der Anfang November mit Triebwerksausfall notgelandete Airbus A380 der australischen Fluglinie Qantas schwerer beschädigt war als bislang bekannt. Airbus-Produktsicherheitschef Yannick Malinge berichtet, die Flugsteuerung des doppelstöckigen Jets habe nur noch begrenzt funktioniert. So sei die Steuerbarkeit entlang der Längsachse eingeschränkt gewesen. Die Vorflügelkappen hätten geklemmt, und der Bremsblockierschutz der zwei Flügelfahrwerke sei ausgefallen. Darüber hinaus hätten die Piloten eines der drei noch funktionstüchtigen Triebwerke nach der Landung in Singapur nicht ausschalten können, da beide Kabelverbindungen durchtrennt worden seien.

Auslöser des "Ereignisses" seien "drei verschiedene Hochenergie-Fragmente", die die defekte Rolls-Royce-Turbine freigesetzt habe, schrieb Malinge dem Magazin "Focus" zufolge an Fluggesellschaften. "Sie verursachten einige Schäden an Strukturen und Systemen. Daher musste die Crew eine dynamische Situation managen."

Der Hamburger Luftfahrtexperte Cord Schellenberg sagte dem Abendblatt: "Nur durch ein Riesenglück kam es nicht zu einer Katastrophe." Airbus-Sprecher Tore Prang betonte hingegen: "Das Flugzeug war jederzeit steuerbar und hat über die Zulassungsbedingungen hinaus funktioniert."