Ältere ICE müssen aus Sicherheitsgründen häufiger zu Checks. Konzern leiht Züge aus dem Ausland

Berlin. Im Fernverkehr der Deutschen Bahn (DB) gibt es auch vor dem kommenden Winter keine Entwarnung - im Gegenteil: Nach den ICE-3- und ICE-T-Zügen müssen inzwischen auch die älteren ICE-Modelle aus Sicherheitsgründen häufiger zu Checks in die Werkstätten als bislang. Auf Druck des Eisenbahn-Bundesamtes (EBA) hat die Bahn die Prüfintervalle der Achsen von ICE-Zügen der ersten und zweiten Generation halbiert. Bislang mussten sie erst nach einer Laufleistung von 570 000 Kilometern und damit einmal im Jahr zum Test der Radsätze.

Die deutlich verkürzten Prüfintervalle bei den ICE-3- und ICE-T-Zügen infolge eines Achsbruchs sorgen schon jetzt dafür, dass der Konzern keine Reserven mehr im Fernverkehr hat und es bei Störungen schneller als früher zu Verspätungen und Zugausfällen kommt. Aufgrund der häufigeren Überprüfung der 59 ICE-1- und 44 ICE-2-Züge wird es für die Bahn nun noch enger. "Die Engpässe in den Werken verschärften sich damit", sagt ein Bahnmanager. Und: Noch ist nicht klar, ob sich das EBA mit den häufigeren Tests, zu denen sich die Bahn freiwillig verpflichtet hatte, zufriedengibt. "Die Gespräche mit dem Unternehmen dauern an", sagt ein Behördensprecher lapidar.

Das Eisenbahn-Bundesamt hatte die Bahn bereits Anfang des Jahres dazu gedrängt, nach den Achsproblemen bei einem Teil der Fernzugflotte auch die bislang unauffälligen Baureihen genauer zu überprüfen. Zu Beginn der Verhandlungen hatte die Behörde gedroht, den Konzern, falls nötig, per Erlass zu Tests alle 20 000 Kilometer zu verpflichten. Damit hätten die älteren ICE-Züge noch häufiger zum Check fahren müssen als der ICE 3 - der Bahn wäre es dann nicht mehr möglich gewesen, das bisherige Angebot auf den Fernstrecken aufrechtzuerhalten. "Die freiwillige Selbstverpflichtung war ein Kompromiss bis zu einer endgültigen Klärung", sagte ein Bahnmanager. Wie jetzt bekannt wurde, schickt die Bahn bereits seit Juli ihre älteren ICE-Züge zu den häufigeren Checks.

Kunden müssten infolge der EBA-Auflagen nicht mit weiteren Einschränkungen rechnen, versichert ein Bahn-Sprecher - auch in den Wintermonaten nicht, in denen sich die Probleme bei der Bahn meist verschärften und der Andrang der Kunden vor allem rund um die Feiertage besonders stark ist. "Wir sind für den Winter, so gut es geht, gerüstet", sagt der Sprecher. Um das Angebot nicht weiter ausdünnen zu müssen, nimmt die Bahn auf einigen Strecken ICE-Züge aus dem Programm, um für die Hauptverbindungen Reserven zu haben. Darüber hinaus hat der DB-Konzern kurzfristig ältere Modelle gekauft und bei Nachbarbahnen Züge ausgeliehen. Zehn ehemalige Interregio-Wagen, die an die Niederländische Staatsbahn veräußert wurden, sind zurückgekauft worden. Von den Schweizerischen Bundesbahnen SBB haben sich die Deutschen zwölf Züge geliehen.