Austausch von Motoren an bereits ausgelieferten Jets hat Vorrang. Produktionsplan gerät durcheinander. Dennoch sollen 2011 mehr Riesenflieger gebaut werden als 2010

Hamburg. Die Probleme mit den Triebwerken von Rolls-Royce bringen bei Airbus die Produktion der A380-Riesenflieger durcheinander. Denn demnächst dürften einige der Düsenmotoren, die bereits in der Endmontage des Flugzeugbauers angekommen waren, wieder abtransportiert werden, weil sie als Austauschaggregate für schon ausgelieferte Jets in Asien und Australien gebraucht werden.

"Es ist vorgesehen, dass wir nötigenfalls Triebwerke aus der Fertigung zur Verfügung stellen", sagte ein Airbus-Sprecher dem Abendblatt. "Wir befinden uns in enger Abstimmung mit Rolls-Royce und den Kunden, um die Betriebsunterbrechungen dort möglichst gering zu halten."

Nachdem ein A380 der australischen Fluggesellschaft Qantas vor zwei Wochen nach einem spektakulären Triebwerksschaden notlanden musste, hatte der Motorenhersteller am vergangenen Freitag angekündigt, fehlerhafte Teile in den A380-Antrieben zu ersetzen. Die offenbar schnellere Alternative dazu ist der Austausch des kompletten Triebwerks gegen ein für einwandfrei befundenes.

Seit dem Zwischenfall hat Qantas alle bislang erhaltenen sechs A380-Maschinen am Boden gelassen. Die Airline prüft nach eigenen Angaben, sich Motoren liefern zu lassen, die für zwei aktuell in der Endmontage in Toulouse befindliche Qantas-Jets bestimmt sind. Es könne bis Dezember dauern, bis die A380-Flotte den Betrieb wieder aufnimmt. Nach Schätzung von Qantas kostet jeder Ausfalltag des Luftriesen eine Million Dollar pro Flugzeug.

Auch Singapore Airlines, die bislang elf A380 in Dienst gestellt hat, will an dreien dieser Flieger Triebwerke austauschen und erwägt dazu, sie von zwei noch unfertigen eigenen Maschinen abzuziehen.

Zwar fliegt die Lufthansa ebenfalls A380-Maschinen mit Motoren von Rolls-Royce. Anders als bei mehreren Jets von Qantas und Singapore Airlines habe man bei einer Überprüfung jedoch keine Öllecks gefunden, hatte die Lufthansa mitgeteilt. Ein Ölfeuer hatte das Triebwerk der notgelandeten Qantas-Maschine zerstört.

Zudem verwendet die Lufthansa nach eigenen Angaben eine etwas schwächere Version des Rolls-Royce-Triebwerks als die Australier. Am Dienstag hatte die Lufthansa ihren vierten der insgesamt 15 bestellten A380-Flieger in Hamburg abgeholt.

In Hamburg erhalten derzeit zwölf Maschinen der Kunden Lufthansa, Qantas, Emirates, Singapore und Korean Air ihre Innenausstattung. Bisher hat Airbus 39 Flugzeuge dieses Typs fertiggestellt. Davon sind 21 mit Antrieben des britischen Herstellers Rolls-Royce ausgestattet. Die Fluglinie Emirates aus Dubai, der größte Kunde des A380 mit allein 90 Aufträgen, hatte sich dagegen ebenso wie Air France und Korean für Triebwerke der Engine Alliance, einer Kooperation der beiden US-Konzerne General Electric und Pratt & Whitney, entschieden.

In diesem Jahr werden voraussichtlich 20 der Riesenflieger ausgeliefert, im Jahr 2011 sollen es nach Angaben von Airbus 24 oder 25 sein.