Erneut Probleme mit einem Triebwerk. Druck auf Hersteller Rolls-Royce wächst

Hamburg. Rund 36 Stunden nach der Notlandung eines Airbus A380 in Singapur ist dort erneut eine Qantas-Maschine mit Triebwerkschaden außerplanmäßig gelandet. Das bestätigte die australische Fluggesellschaft. Diesmal hatte eine Boeing 747 mit 431 Menschen an Bord Probleme mit einem Triebwerk von Rolls-Royce. Flug QF6, am Donnerstagabend in Frankfurt gestartet, war wie der A380 auf dem Weg von Singapur nach Sydney. Die Landung in Singapur erfolgte ohne Zwischenfälle, berichteten Lokalmedien.

Am Freitag hat der Flugzeughersteller nun ein sechsköpfiges Spezialistenteam nach Singapur geschickt, um den Triebwerkschaden des notgelandeten A380 zu untersuchen. Doch schon im Vorfeld begann eine Diskussion um die Schuld an der Beinahe-Katastrophe. Qantas weist jede Verantwortung von sich. "Wir denken, dass es sich um einen Materialfehler oder eine Frage der Konzeption handelt", sagte Qantas-Chef Alan Joyce. Er gehe nicht davon aus, dass es sich um ein Problem bei der Wartung der Flugzeuge handle.

Qantas gilt zwar als die weltweit sicherste Fluggesellschaft der Welt, hat aber in den vergangenen Monaten mehrere Pannen verkraften müssen. So riss im Juli 2008 ein explodierender Sauerstoffzylinder ein riesiges Loch in den Rumpf einer Boeing 747-400 auf dem Weg von London nach Melbourne. Im April 2010 platzten bei einer Qantas-A380-Maschine bei der Landung in Sydney zwei Reifen. Und im September hatten die Passagiere einer Boeing 747-400 ein ähnliches Erlebnis wie am Donnerstag die A380-Fluggäste: Kurz nach dem Start in San Francisco explodierte eines der vier Triebwerke des Jets.

Airbus ruft A380 mit einem Triebwerk von Rolls-Royce zum Sicherheitscheck

In erster Linie gerät der Triebwerkhersteller Rolls-Royce weiter unter Druck. Der Airbus-Konzern rief alle A380-Kunden zu Sicherheitschecks auf, deren Flieger wie der von Qantas mit einem Rolls-Royce-Triebwerk laufen. Dies sind neben Qantas auch Singapore Airlines und Lufthansa. Die deutsche Airline schickte den ersten ihrer drei A380 wieder in die Luft. Eine Überprüfung sei erfolgreich verlaufen. Es gab schon mehrere Pannen mit Rolls-Royce. Im August musste ein A380 der Lufthansa auf dem Weg von Tokio nach Frankfurt kurz vor der Landung eines der Triebwerke wegen schwankenden Öldrucks abschalten. Das Flugzeug landete sicher. Im September 2009 kehrte ein A380 der Singapore Airlines nach Paris zurück, nachdem ein Rolls-Royce-Triebwerk ausgefallen war. Und im August explodierte ein Triebwerk für die Boeing 787 während eines Probelaufs.

Die aus sechs Maschinen bestehende A380-Flotte von Qantas bleibt vorerst am Boden, bis eine Sicherheitsprüfung abgeschlossen ist. Sie soll bis zu 48 Stunden dauern. Singapore Airlines hat nach der Überprüfung seiner A380-Flotte die Maschinen für den Flugverkehr wieder freigegeben. Alle elf Großraumflieger seien in Übereinstimmung mit den Vorschriften des Herstellers Airbus und des Triebwerkproduzenten Rolls-Royce über Nacht inspiziert worden, sagte eine Sprecherin.