Datenschützer fordert Aufklärung über bisherige Geschäftspraxis

Hamburg. Deutschlands größte Sparkasse trennt sich von seinem umstrittenen Beratungsmodell. Damit reagierte die Hamburger Sparkasse auf Berichte von NDR Info, wonach mithilfe spezieller psychologischer Kundeneinordnungen Finanzprodukte effektiver verkauft werden sollten. Demnach hatte die Sparkasse ihre Kunden mit dem System Sensus in sieben verschiedene Typen eingeteilt. Neben "Hedonisten" mit ausschweifendem Lebensstil gab es auch "Abenteurer" oder "Bewahrer".

Haspa wollte die Interessen ihrer Kunden besser einordnen

"Obwohl Sensus im Interesse der Kunden ist, stellen wir es nun sofort ein", sagte Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg. Die Bank wollte damit die Anliegen der Kunden besser verstehen. In der öffentlichen Wahrnehmung sei es zu Missverständnissen gekommen. "Die über Sensus gewonnenen Erkenntnisse werden in allen Systemen gelöscht." Unklar bleibt, auf welcher Datenbasis die Einordnung der Kunden erfolgte. Die Haspa wollte sich dazu nicht äußern. Eine ausführliche Auswertung etwa von Girokonten ist ohne Zustimmung der Kunden nicht erlaubt.

"Viele Banken versuchen mit solchen Modellen neue Erkenntnisse über ihre Kunden zu gewinnen", sagt Jan Evers vom Hamburger Beratungsunternehmen Evers & Jung. "Wenn solche Einschätzungen eine fundierte methodische Basis haben und dazu dienen, dem Kunden Produkte zu verkaufen, die seinen Bedürfnissen entsprechen, ist dagegen nichts zu sagen - solange der Kunde offen in diesen Prozess einbezogen wird." Verbraucherschützer kritisierten generell ein solches Vorgehen. "Die Verbraucher werden in einer Weise beeinflusst, die nicht in ihrem Interesse ist", sagte Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar hat inzwischen von der Haspa Aufklärung verlangt. Gegen das Kreditinstitut läuft bei der Datenschutzbehörde bereits ein Verfahren. Externe Finanzberater hatten technisch die Möglichkeit, Kontendaten einzusehen, ohne dass die Kunden zugestimmt hatten. Eine Anhörung der Haspa steht noch aus.